#!/usr/bin/perl print qq§Content-Type: text/html §;


1 Einleitung

Wir wissen, daß Kramer bei denjenigen, die in den von ihm entworfenen Gebäuden arbeiten müssen - sofern sie denn seinen Namen schon einmal gehört haben - nicht sonderlich beliebt ist. Das hat unserer Meinung nach wenig mit der tatsächlichen ästhetischen und baulichen Qualität ihrer Arbeitsstätten zu tun. Vielmehr ist es so, daß das Leiden an der im Kapitalismus notwendig entfremdeten Arbeit sich nicht mehr anders artikulieren kann als im Haß auf deren Gehäuse. Exemplarisch für diese Art der Verschiebung erscheint uns der Aufsatz von Heinz Steinert Stadt und Universität oder Die einzige U-Bahn-Station der Welt mit direktem Anschluß an eine Universitätsbibliothek,[1] den wir aus diesem Grund relativ ausführlich behandelt haben.
Diese Anfeindungen sind kein neues Phänomen: Schon unmittelbar nach seinem Amtsantritt wurde Kramer als "Glattmacher" und "moderner Barbar" beschimpft, seine Gebäude galten als "abstoßend häßlich". Auch die heutige Universitätsleitung tut sich mit dem "Nachlaß" Kramers schwer: Uni-Kanzler Busch verkündete schon 1985 in einem Vortrag vor der Juristischen Gesellschaft, daß "die Kramer-Bauten aus den 50er und 60er Jahren zum Teil abrißreif"[2] seien. Gewiß ist der bauliche Zustand einiger Bauten katastrophal, für diesen Mißstand ist jedoch die Unileitung selbst verantwortlich, der offensichtlich nur an der repräsentativen Fassade des Jügel-Hauses gelegen ist. Im Auschreibungstext des 88er-Bauwettbewerbes wurde die bauliche Situation der Universität als "Ansammlung divergierender Bauformen, die eine städtebauliche Gliederung vermissen lassen"[3] beschrieben. Eine Ansicht, die weniger von der Kompetenz der AutorInnen zeugt, als von dem unbedingten Willen der Universitätsleitung, im postmodernen Renommier-Wettbewerb schrittzuhalten.
Uns geht es in dieser Arbeit weniger um eine architekturhistorische Würdigung des Kramerschen Werkes; vielmehr ist es unsere Absicht, die seiner Konzeption innewohnende Homogenität und Plausibilität darzustellen, die modernen Universitätsplanungen meistens abgeht. [4]
Allerdings wohnt Kramers Vorstellungen eine gewissermaßen totalitäre Tendenz inne, die unserer Meinung nach ihre Realisierung im bürgerlich-kapitalistischen Staat verunmöglicht. Kramer war der Ansicht, daß es notwendig sei, eine einmal gefundene optimale Form an verschiedenen Standorten immer wieder zu gebrauchen. In diesem Fall bedeutet dies, die für den Universitätsbau jeweils zweckmäßigsten Formen zu typisieren. Entgegen der Annahme, daß dieses Bestreben den Normierungsbürokraten (z.B. der EWG/EG/EU) sehr zupaß käme, ist es jedoch so, daß der dem bürgerlichen Kapitalismus innewohnende, sich gerade auf "Kunstwerke", Repräsentationsbauten etc. beziehende, Individualitäts- oder Geniefetisch dies verunmöglicht. Wir verkneifen es uns aber, auf dieses komplizierte Problem im Text mehr als nur am Rande einzugehen.

2 Baugeschichte der Universität bis 1953

Im Folgenden gehen wir in der gebotenen Kürze auf die Baugeschichte der Uni ein, nicht um erschöpfend Auskunft zu erteilen, vielmehr um die Genese der Situation zu Beginn der 50er Jahre zu verdeutlichen. Unser Wissen beziehen wir hauptsächlich aus einer Schrift, vorgelegt von der Planungsgruppe der Johann Wolfgang Goethe-Universität im Juli 1981, in Auftrag gegeben vom damaligen Präsidenten der Uni, Kelm.[5]
Die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt nahm im Wintersemester 1914/15 ihren Lehrbetrieb auf. Sie unterschied sich von allen anderen deutschen Universitäten dadurch, daß sie ihre Gründung der Initiative der Frankfurter Bürgerschaft verdankte, genauer einem Zusammenschluß verschiedener Stiftungen und Institute, z. B. der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, der Stiftung Carolinum sowie dem Magistrat der Stadt Frankfurt.
Die Stiftung verfügte über ein Startkapital von vierzehn Millionen Reichsmark und war damit die zweitvermögendste Universität im Lande. Die Stifter verpflichteten sich zur dauernden Unterhaltung der Universität sowie zur Bereitstellung von Gebäuden, respektive deren Neubau.
Die räumliche Versorgung der medizinischen Fakultät verlief offenbar relativ problemlos, für die restlichen Fakultäten auf dem Gelände des heutigen Kerngebiets gestaltete sie sich aber schwieriger. Hauptgebäude wurde das Auditorienhaus der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, das Jügelhaus, ein wilhelminischer Repräsentationsbau in kaum zu definierendem historisierenden Stil, dessen eindeutigstes Bestandteil das mit etwas Mühe dem Neobarock zuzuordnende Hauptportal war. Nach Kramer "eines jener scheußlichen Gebäude, die man heute unter Denkmalschutz stellt."[6] In der Tat scheint auch heute noch vielen das Jügelhaus das architektonische Highlight der Uni - die durchaus mediokren Qualitäten des Baues wurden wohl mittels der Vergoldung einiger Köpfe an seiner Frontseite recht erfolgreich camoufliert.[7]
Das zuständige preußische Ministerium bestand auf der Vollständigkeit der räumlichen Ausstattung der Universität zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung. Mit einem Provisorium in Form von Pavillons, das ins Gespräch gekommen war, weil die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft keine Erweiterung des Jügelhauses auf ihrem Gelände zulassen wollte, war das Ministerium nicht zufrieden zu stellen.
Schließlich erhielt das Jügelhaus einen Anbau in Form eines rechten Winkels, dessen Gelenk der "Lichthof" darstellt. Dieser Flügel ist dem Jügelhaus stilistisch weitgehend angeglichen. Das Senckenbergmuseum wurde in westlicher Richtung erweitert; hier fand auch das zoologische Institut sein Domizil. Eine zusätzliche Erweiterung des Museums wurde dann vermutlich wegen des ersten Weltkrieges nicht durchgeführt (vergleiche Lageplan). Außerdem wurde im damaligen Kettenhofweg (heute Robert-Mayer-Straße) gegenüber dem Physikalischen Verein mit dem Bau des chemischen Instituts begonnen, das noch während des Krieges fertiggestellt wurde.
Für das Gelände nördlich der heutigen Mertonstraße (damals ein Teil der Jordanstraße) waren weitere Bauten geplant, wobei in der westlichen Jügelstraße, zwischen Bockenheimer Landstraße und etwa dem heutigen StudentInnenhaus noch Wohngebäude standen, die zum Teil erst für den Bau des "Sozialzentrum" genannten Betonklotzes abgerissen wurden.
Die Johann Wolfgang Goethe-Universität konnte dann im Herbst 1914 eröffnet werden, sie war für etwa 1.500 bis 2.000 Studierende geplant. Dem beigefügten Lageplan sind der Standort und das Baujahr aller Gebäude des Kerngebietes (und damit aller Fakultäten außer der medizinischen) zu entnehmen.
Bereits 1917 geriet die Stiftung in finanzielle Not, zumal man in gutem Patriotismus einen nicht unwesentlichen Teil des Stiftungsvermögens in Kriegsanleihen gesteckt hatte. Allerdings waren auch deutlich mehr Lehrstühle eingerichtet worden als anfangs geplant; ebenso wurden die Kostenvoranschläge für die Bauten nicht immer eingehalten.[8]
Der Gedanke der Stiftungsuniversität wurde schnell aufgegeben und im März 1919 mit der Bitte um Übernahme der Uni durch den Staat Preußen an den preußischen Kultusminister herangetreten. Der Finanzausschuß des Kuratoriums der Johann Wolfgang Goethe-Universität sah nach eigenen Worten "keinen anderen Ausweg" mehr.[9]Das Ministerium lehnte dies Ansinnen jedoch ab und appellierte an den Frankfurter Bürgersinn, worauf das Kuratorium sich an den Magistrat wandte, die den städtischen Zuschuß mit der Auflage erhöhte, daß auch Preußen ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen habe. Zu den Forderungen des Magistrats - die sich der preußische Staat dann zu eigen machte - gehörte auch die Einrichtung einer "Arbeiterakademie", die am 02.05.1921 eröffnet wurde.
1923 wurde ein Vertrag zwischen Preußen und Frankfurt abgeschlossen, nach dem fürderhin das Defizit der Universität je zur Hälfte von Staat und Stadt zu tragen sei.
Der räumlichen Not indes tat dies kein Abbruch: bereits 1922 lag die Zahl der in Frankfurt Studierenden bei etwa 5000, dem zweieinhalbfachen dessen, von dem die Gründungsväter der Universität ausgegangen waren.
Da die finanzielle Ausstattung der Universität Neubauten nicht zuließ, wurden im Laufe der 20er Jahre im Jügelhaus mannigfache Umbauten durchgeführt, mit dem Ziel, Flure und Plätze in Arbeitsräume zu verwandeln. Das Ergebnis dieser Bemühungen läßt sich - vor allem im Anbau und im ehemaligen botanischen Institut - noch heute bewundern. Eine gewisse räumliche Erleichterung für die WISO-Fakultät wurde mit Gründung und Bau des Instituts für Sozialforschung 1924 erreicht. In dem Gebäude etwa an der Stelle des heutigen Labsaals - das selbstverständlich ebensowenig wie der Nachkriegsneubau im "nüchternen Bauhaus-Stil errichtet" worden war, wie Iring Fetscher glaubt bemerkt zu haben,[10] sondern im durchaus als faschismuskompatibel zu bezeichnenden Stil des Monumentalexpressionismus (weshalb es nach 1933 mit dem Bezug durch die NS-Studentenschaft durchaus kongenial genutzt wurde) - wurden einige Institute dieser Fakultät untergebracht.
Die Universität wandte sich an die Öffentlichkeit, um auf ihre Raumnot aufmerksam zu machen. Mittlerweile waren auch schon diverse Villen und einige Etagen von Wohnhäusern mit Beschlag belegt, verteilt auf beinahe das gesamte Westend bis hin zur Feldberg- und Savignystraße (die Gebäude werden teilweise noch heute durch die Uni genutzt, wenn auch im Augenblick aufgrund der Fertigstellung des grandiosen postmodernen FLAT 1 genannten Gebäudes am Turm einige Umzüge zu gewärtigen sind[11]). Es wurden Aufrufe und Denkschriften verfaßt, um auf die Dringlichkeit von Abhilfe hinzuweisen.[12] Auch fanden umfangreiche Gespräche zwischen dem Rektor der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität und Oberbürgermeister Landmann statt, Architekten des Neuen Frankfurt planten große Zentralbauten mit gigantischen Ausmaßen,[13] doch führte dies alles nicht zu nennenswerten Ergebnissen; der einzige Neubau der Universität blieb das Gebäude des Instituts für Physikalische Chemie in der Robert-Mayer-Straße (links neben dem Physikalischen Verein, das Gebäude wurde ausgebombt), das durch Spenden aus der Industrie finanziert werden konnte.[14]
Nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten wurde die Universität ihrer Raumnöte auf Dauer enthoben. Die politische "Gleichschaltung" und die Vertreibung der als "nicht-arisch" definierten Teile des Lehrkörpers wie bald darauf auch der Studierenden, die Erschwerung des Studiums für Frauen, die Festsetzung der maximalen Studierendenzahl und die anfänglichen Bestrebungen zur Auflösung der Frankfurter Universität ließen die Zahl der eingeschriebenen StudentInnen drastisch zurückgehen (im Sommersemester 1937 noch 1.692). Allerdings wurde noch bis in die 40er Jahre der weitere Ausbau der Uni vor allem auf dem Gelände des heutigen Juridicums geplant. Tatsächlich errichtet wurde nur ein Gebäude für das Pharmazeutische Institut in der Robert-Mayer-Straße.
Die alliierten Bomben des zweiten Weltkrieges zerstörten große Teile der Universität. Völlig zerstört wurden (ohne Berücksichtigung der Kliniken)[15]die Häuser in der Senckenberganlage 12, Senckenberganlage 22, Bockenheimer Landstraße 104 sowie das Gebäude des Instituts für Physikalische Chemie in der Robert-Mayer-Straße 6.
Die anderen Gebäude waren größten Teils stark beschädigt, das Jügelhaus hatte kein Dach mehr, auch waren einige Wände eingestürzt. Trotzdem gestatteten die Alliierten die Wiedereröffnung der Universität zum 01.02.1946.[16] Erster Rektor nach dem Kriege wurde Walter Hallstein, einer der kältesten Krieger der deutschen Politik und späterer EWG-Präsident.
Die Selbstverwaltung der Universität rekonstituierte sich - während des Dritten Reiches war sie zumindest stark eingeschränkt worden - und so trat zum 06.06.1947 erstmals nach dem Kriege der große Rat zusammen. Der geschäftsführende Vorsitzende des Kuratoriums (daß erst im darauffolgenden Jahr erstmals wieder tagte), Ministerialrat a. D. Dr. Paul Klingelhöfer, beschrieb in einer Denkschrift[17] den Zustand der Gebäude und entwarf die Möglichkeiten für einen Wiederaufbau. So griff er die Planung der 20er Jahre wieder auf, an der Stelle des heutigen Juridicums (der Platz war trotz vielfältiger Planungen seit 1914 noch immer unbebaut) ein Zentralbibliotheks-Hochhaus zu errichten. Den Raum zwischen Jügelstraße und Gräfstraße hatte auch er schon den Geisteswissenschaften zugedacht, ebenso wie den südlichen Teil des Kerngebietes bis hinab zur Georg-Voigt-Straße den Naturwissenschaften.
Das Kuratorium nahm diesen Plan auf seiner Ersten Sitzung am 23. Januar 1948 einstimmig an. Er stellte somit eine der wesentlichen Voraussetzungen für die späteren Planungen Ferdinand Kramers dar.
Allein die Wiederherstellung der zerstörten oder beschädigten Gebäude war mit 29 Millionen Mark veranschlagt, was bei einem Wiederaufbau-Etat von jährlich 660.000 Mark (erst Reichs- dann D-) vorerst außerhalb des Möglichen bleiben mußte. So beschränkte man sich für's Erste auf Provisorien. Wirklich umfassend konnten die Schäden erst zu Beginn der 50er Jahre behoben werden. Noch im Juli 1952 berichtete der diskus (mit Bildern) über noch nicht beseitigte Kriegsschäden und zum Teil gefährliche Arbeitsbedingungen in einzelnen Instituten.[18] Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt teilten sich zwar die Kosten, wobei aber von seiten des Landes größte Zurückhaltung geübt worden sein muß,[19] zumal von Landesseite bis Anfang der 50er Jahre kein großes Interesse bestanden hatte, die Frankfurter Universität überhaupt wieder zu eröffnen; die Universitäten Gießen und Marburg genossen eindeutig Vorrang.[20] So flossen bis 1950 nur 1,3 Millionen Mark. Dies wohl vor allem auf Grund der Tatsache, daß das Land Hessen - anders als bei den anderen Universitäten im Lande, die Landesuniversitäten waren - keine Verpflichtung zur Finanzierung des Wiederaufbaus verspürte. Wieder wurde an den Bürgersinn der Frankfurter appelliert, und es kamen dann einige Spenden zusammen, z.B. 1.000.000 DM vom US-Hochkommissar McCloy für den Bau des StudentInnenhauses. Eine Frankfurter Bank lieh 5 Mio. Mark zu vergünstigten Bedingungen, für die die Stadt bürgte. Erst 1953, Kramer war bereits in Frankfurt, besann sich die hessische Landesregierung und akzeptierte ihre Verpflichtungen aus dem Vertrag von 1923, der dann zur Grundlage für einen neuen Universitätsvertrag wurde, der im Dezember 1953 verabschiedet wurde und rückwirkend zum 01.04.52 in Kraft trat.[21] Demnach trugen Stadt und Land wieder jeweils die Hälfte des Uni-Defizits. Außerdem übereignete die Stadt Frankfurt der Universität alle von dieser genutzten Grundstücke, die sich bislang im Besitz der Stadt befunden hatten. Desweiteren verpflichteten sich Stadt und Land zur Finanzierung von Neubauten und Grundstückskäufen. Beide verpflichteten sich, für die nächsten fünf Jahre jährlich jeweils 2 Millionen DM zu zahlen.
Natürlich führte dies zu einer erheblichen Abhängigkeit der Bauplanungen des Uni-Bauamtes von den finanziellen Zusagen und planerischen Forderungen aus Wiesbaden und deren Wandlungen, was zum Beispiel beim Bau des AfE-Turmes zu einer Bauzeit von zehn Jahren führte.[22] Mit den Spenden und dem 5 Millionen-Darlehen konnten einige Bauvorhaben verwirklicht werden: sozusagen als Reeducation-Maßnahme wurde das StudentInnenhaus errichtet, das Rektor Max Horkheimer Anfang 1953 seiner Bestimmung übergab. Träger war eine Stiftung, der neben dem Studentenwerk auch Mitglieder der studentischen Selbstverwaltung angehörten. Dieses Gebäude sollte der Einübung demokratischer Verhaltensweisen dienen und enthielt deswegen eine große Zahl von Räumen für den AStA und andere studentische Organisationen, sowie eine studentische Bibliothek (die später in den Besitz der StUB überging) und diverse Lese- und Ruheräume. In den Räumen des heutigen KOZ befand sich ein Teil der Mensa (ein anderer Teil verblieb im Keller des Jügelhauses), die sich bald als immer noch zu klein herausstellte. Der Entwurf, der im Rahmen eines Wettbewerbs vorgelegt worden war, wurde wegen seiner großen Fensterflächen allgemein als das "Gewächshaus" bezeichnet, im Gegensatz zur "Reichskanzlei", die uns glücklicherweise erspart blieb. Der Entwurf brillierte also vor allem durch seine großen Fenster. Leider kam es dann nicht recht zu seiner Verwirklichung: wir zitieren einen sehr anschaulichen Artikel des diskus.[23]
Den Preis trug der Entwurf zum "Gewächshaus" davon. Aber es war nur ein Pyrrhussieg, und die Sieger verloren nicht nur an Fensterbreite, - in solchem Maß, daß künftig nur sehr schmalbrüstige Studiosi einer hübschen Kommilitonin auf der Straße nachschauen können, (...) weil die Mittelfenster nicht zum Öffnen gemacht sind, nur die engen seitlichen - fast möchte man fürchten, hier haben Manierismus und Moral ein geheimes Abkommen miteinander gehabt. - Nein, es ist mehr verloren gegangen, zumal vor einer opponierenden Geschmacksrichtung, die irrtümlich das Hauptgebäude für ein Kunstdenkmal hielt und ihre Forderung einbrachte, der neue Bau solle sich dessen Stil anpassen. Vor einem Steildach hat uns die Zähigkeit des Architekten noch bewahren können. Daß es überhaupt noch ein schräges Dach ist, mag ein Triumph des Prinzips sein, wenn auch ein unsichtbarer. Aber diesem Triumph ist ein unverwendbares Dachgeschoß anzurechnen (1670m2) und vor allem der Verlust einer vielleicht lästerlichen, und doch so entzückenden und sogar praktischen Möglichkeit - eines Dachgartens nämlich. Anscheinend ist er nie erwogen worden (...).
Ebenfalls noch vor Kramers Ruf nach Frankfurt entstand das Gebäude des Physikalisch-Chemischen Instituts (heute Fachbereich Informatik).[24]Auch die Finanzierung des neuen Hauptportals sowie das Amerika-Institut waren schon vor Abschluß des Uni-Vertrages finanziert.

3 Biographie

Wir sind zwar nicht der Ansicht, daß die Kenntnis einer Biographie bessere Einsichten in das Werk ihres Inhabers ermöglicht, jedoch kommt gerade einer Biographie wie der Kramers exemplarischer Charakter zu, der ein Eingehen auf sie sinnvoll erscheinen läßt.
Ferdinand Kramer wurde 1898 in Frankfurt geboren, sein Vater war der Besitzer des bekanntesten Frankfurter Hutgeschäftes (dessen Einrichtung und Fassade Kramer in den Zwanziger Jahren neu gestaltete). 1916, unmittelbar nach Abschluß der Schule, wurde Kramer eingezogen und blieb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Soldat. Im Jahr darauf begann er sein dreijähriges Architekturstudium in München. Seinen Wechsel ans kurz zuvor gegründete Bauhaus machte er - unzufrieden mit dem seiner Meinung nach mangelhaftem technischen Niveau der Ausbildung - nach wenigen Monaten rückgängig. Nach Beendigung seines Studiums ging er 1922 zurück nach Frankfurt und beschäftigte sich, da er als Architekt während der Inflationszeit keine Aufträge erhielt, zunächst mit der Gestaltung von Kleinmöbeln und Gebrauchsgegenständen aus Metall (wie zum Beispiel dem legendären "Kramer-Ofen").
1925 veranlaßte Ernst May die Anstellung Kramers in der Abteilung für Typisierung des städtischen Hochbauamtes, die er bis zum Weggang Mays aus Frankfurt im Jahre 1930 behielt. Während dieser Zeit entwarf Kramer hauptsächlich Möbel[25] und Gebrauchsgerät (wie Sitzbadewannen, Türdrücker, normierte Sperrholztüren und Fensterbänke), die sich in ihren Maßen den "geschrumpften" Wohnungsgrundrissen anpaßten und wegen der niedrigen Herstellungskosten auch für Geringverdienende erschwinglich waren. Als Architekt war Kramer nur an einem einzigen Siedlungsprojekt des Neuen Frankfurt beteiligt: die Laubenganghäuser in der Siedlung Westhausen wurden nach seinen Plänen gebaut. Zusätzlich zu seiner Tätigkeit im Hochbauamt entwarf Kramer Möbel für die Firma Thonet, deren massenindustrielle Fertigungsmethoden ihn faszinierten.[26] Seine Bewunderung für die schlichten, sinnvoll konstruierten Thonet-Möbel teilte er mit dem großen Architekten Adolf Loos, den er sowohl in Wien besuchte, wie auch in Frankfurt empfing und dessen berühmter Aufsatz Ornament und Verbrechen auf Kramers Betreiben hin erstmals in Deutschland veröffentlicht wurde.[27]
Kramer ging - anders als die meisten seiner KollegInnen - nicht zusammen mit Ernst May in die Sowjetunion; er blieb als selbständiger Architekt in Frankfurt. 1931 wurde das von ihm geplante (und heute noch existierende) Haus Erlenbach in der Hans Sachs-Straße 6 wegen angeblicher "Verschandelung" der Umgebung[28] während der Bauarbeiten von den zuständigen Behörden stillgelegt, so daß der Bau erst nach einjähriger Unterbrechung auf Intervention des Regierungspräsidenten von Hessen-Nassau vollendet werden konnte. 1933 verließ Kramer aus Protest gegen die bereitwillig vollzogene Gleichschaltung den Deutschen Werkbund, dem er seit 1920 angehörte. Bis zu seiner Emigration Anfang 1938 beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem Umbau und der Einrichtung von Privatwohnungen.
Nach dem Ausschluß aus der Reichskammer der bildenden Künste und dem gleichzeitig erteilten Berufsverbot entschloß Kramer sich zur Emigration in die USA,[29] wo er sich in New York niederließ. Dort arbeitete er zunächst relativ erfolglos für verschiedene Firmen, bis er 1940 die Zulassung als Architekt erhielt und einen Auftrag des gleichfalls emigrierten Instituts für Sozialforschung übernahm (Kramer war von Frankfurt her mit Adorno befreundet): Das Institut besaß in der Nähe von New York ausgedehnte Grundstücke, für die Kramer zwei Einfamilienhaussiedlungen (die eine schlicht, die andere etwas aufwendiger) plante und vermarktete. Ansonsten war Kramer in den USA hauptsächlich als Designer, beziehungsweise Innenarchitekt tätig: Er entwarf sogenannte "Knock Down"-Möbel, die - ähnlich wie Ikea-Möbel - von den BenutzerInnen selbst zusammengebaut und zerlegt werden sollten;[30] Gartenmöbel, die auch Eleanor Roosevelt gefielen (sie stattete den Garten des Weißen Hauses damit aus); fahrbare Miniküchen, sowie neuartige Kaufhauseinrichtungen, die eine verbesserte optische Präsentation der Waren ermöglichten. Berühmt (wenn auch nicht reich) wurde er mit der "Rainbelle", einem Wegwerfregenschirm, der aus einem einzigen, kompliziert gefaltetem Papierbogen bestand und in mehreren Farben erhältlich war.
1952 kehrte Kramer nach Frankfurt zurück (der Legende nach auf Bitten Horkheimers, der an ihm aber wohl nicht sehr viel Freude hatte) und übernahm das Amt des Baudirektors der Johann Wolfgang Goethe-Universität, das er bis 1963 ausübte. In dieser Zeit entwarf er zusammen mit seinen Mitarbeitern dreiundzwanzig Universitätsbauten, sowie deren gesamte Inneneinrichtung - Möbel, die zum größten Teil heute noch benutzt werden und allemal schöner und bequemer sind als die orangefarbenen Schalensessel, wie wir sie aus dem Turm kennen. Den Bau der Universitätsbibliothek führte er nach seiner Pensionierung als Privatarchitekt zu Ende. Auch das von ihm geplante Hörsaalgebäude II sowie das Mathematische Institut II an der Robert Mayer-Straße wurden erst nach seiner Amtszeit gebaut, wobei Kramers Status bei diesen Projekten auch nach dem Studium der uns zur Verfügung stehenden Literatur unklar bleibt. Kramer begann seine Tätigkeit an der Universität mit einem programmatischen Paukenschlag: Um den schon zur Entstehungszeit viel zu schmalen Eingang des Jügel-Hauses[31] vergrößern zu können, ließ er das erst kurz zuvor wiederhergestellte neobarocke Portal mitsamt Säulen und allegorischen Figuren abschlagen (womit er sich in kürzester Zeit den Ruf eines "Glattmachers" erwarb) und auf eine Breite von sieben Metern erweitern. Damit nicht genug verlegte er auch noch das Rektorat ins Erdgeschoß, sozusagen auf "Volkshöhe" und von diesem nur durch eine Wand aus Glasbausteinen getrennt. Das schlichte sachliche Mobiliar, mit dem Kramer das Rektorat ausstattete, ließ Horkheimer durch eine neobarocke Einrichtung ersetzen, womit wieder einmal ersichtlich wird, daß politische Reflexion nur in den seltensten Fällen zu einer Veränderung des persönlichen Verhaltens führt.
Die ihm schon längst zustehende öffentliche Anerkennung erhielt Kramer erst Anfang der achtziger Jahre, als ihm mehrere Universitäten die Ehrendoktorwürde verliehen und das Bauhaus-Archiv in Berlin in einer Ausstellung sein Lebenswerk dokumentierte - die in Frankfurt beinahe nicht gezeigt worden wäre, da im Magistrat die Zuständigkeit in peinlichster Weise hin und her geschoben wurde und somit keine städtischen Räume zur Verfügung standen. Die Ausstellung wurde schließlich auf private Initiative hin im Amerikahaus gezeigt.
Ferdinand Kramer starb siebenundachtzigjährig am 4. November 1985 in Frankfurt.

4 Kramers Tätigkeit als Baudirektor der Universität

4.1 Konzeptionelle Überlegungen Kramers

Als Kramer mit den Planungen für den Wiederaufbau der Frankfurter Universität begann, sah er sich im wesentlichen vor zwei Probleme gestellt: Erstens vor die Notwendigkeit eine Campus-Universität, wie er sie sich nach seinen Erfahrungen in den USA als ideal vorstellte, auf überaus beschränktem Raum zu errichten (und gleichzeitig noch den konservativen Interessen nach Erhalt der "historischen" Bausubstanz Rechnung zu tragen), weil das Kuratorium der Universität sich mit seinen Überlegungen für eine Verlagerung der gesamten Uni auf ein großes Areal außerhalb Frankfurts nicht anfreunden konnte; zweitens erforderte der Bau von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und der Lehre dienenden Gebäuden eine sehr intensive Auseinandersetzung mit den Anforderungen der jeweiligen Fächer und Fachabteilungen, die dann zu der spezifischen Form und Einrichtung der Gebäude führen sollte. Dabei sah er sich in hohem Maße dazu genötigt, sich über die zukünftige Entwicklung nicht nur der Studierendenzahlen, sondern auch über die mögliche Entwicklung der Fachgebiete zu informieren, um zukünftige Anforderungen zumindest als Möglichkeit in seine Bauten zu integrieren. Beide Problemfelder sind verknüpft durch die Notwendigkeit, für eine möglichst reibungslose Interaktion zwischen den verschiedenen Fachgebieten und Fächern zu sorgen.
Auf der Ebene der Planung der Gesamtuniversität wurden seine Möglichkeiten aber durch den extrem beengten Raum und durch die sich nach und nach herausstellende Unmöglichkeit der Erweiterung des Kerngebiets beschnitten. Im Gegenteil sah er sich gezwungen, das Biologische Camp und den Botanischen Garten in vergleichsweise großer Entfernung von der Zentraluniversität zu errichten; allerdings immer noch um einiges näher, als sich das Gelände der städtischen Kliniken befand und befindet, die Stadt und Universität sich nicht durchringen konnten mit der Universität auf ein Gelände zu verlegen, obwohl die fachlichen Verknüpfungen zwischen z.B. Biologie, Chemie, Physik und Medizin diesen Schritt eigentlich erzwungen hätten. Die nur überaus zögerliche und dann nur halbherzige Verlagerung der Universität nach Niederursel, die mittlerweile nur noch eine Verlagerung der naturwissenschaftlichen Fachbereiche ist, stellt die konsequente Fortsetzung dieser Haltung dar.
So beinhalteten seine ursprünglichen Planungen, die er gewissermaßen als Vierjahresplan auf der Grundlage der zugesagten Geldmittel erstellt hatte und 1953 auf einer Pressekonferenz vorstellte, eine vollständige Universitätsstadt, die nicht nur viele Wohnheimplätze, sondern - ganz nach amerikanischem Muster - auch Sportmöglichkeiten auf dem Campus vorsah: an der Stelle des heutigen Philosophicums sollte das Institut für Leibesübung entstehen, das nicht nur mit einem Hallenschwimmbad, sondern auch mit einem Tennisplatz ausgestattet werden sollte. Von diesen Planungen mußte Kramer aber schnell lassen, schon auf dem ersten offiziellen Generalbebauungsplan der Universität (ebenfalls von 1953) waren die Tennisplätze verschwunden. Auch der Bau der Zentralbibliothek - für Kramer von großer Bedeutung -, die laut Plan von 1955 an das Auditorium Maximum anschließen sollte (beide etwa auf dem Gelände von Labsaal und Juridicum) konnte vorerst nicht ausgeführt werden.[32] Der Bau einer Universität, wie sie in den USA mit privaten Mitteln und unter Zahlung hoher Gebühren seitens der Studierenden möglich ist, erwies sich hier als ausgeschlossen, wo die öffentliche Verantwortung für Schul- und Hochschulbau zwar Verfasungsbestandteil ist, nichtsdestotrotz aber doch lieber der "privaten" Initiative überlassen bliebe. So werden Hochschulen hierzulande stets nur mit nicht einmal dem Nötigsten an Mitteln versehen.
Kramer jedenfalls kritisierte die überaus inkonsequente Grundstückspolitik der Stadt, den Unwillen, sich mit den für die Zukunft nötigen Veränderungen zu befassen. Der von ihm geforderte Enteignungsplan für das Gebiet zwischen Gräf- und Kiesstraße kam nie zustande, auch wurde direkt neben dem Philosophicum ein Neubau errichtet, den die Stadt - vielleicht aus Rücksichtnahme auf die privatkapitalistische Initiative - nicht verhindern wollte oder konnte.[33] Die Unfähigkeit der städtischen Bürokratie führte nicht nur dazu, daß Grundstücke nicht rechtzeitig gekauft wurden - und dann später, erheblich teurer, erstanden werden mußten -, sondern auch dazu, daß auf dem Gebiet des späteren Pharmazeutischen Institutsgebäudes trotz bereits bekannten Interesses seitens der Universität eine amerikanische Kirche ihren Tempel bauen konnte, der dann erst nach langen Verhandlungen gekauft und abgerissen wurde.[34] Die Folge war, daß - wie oben schon erwähnt - die nötigen (räumlichen etc.) Verbindungen zwischen den Fächern nicht gewährleistet werden konnten. Dazu Kramer:
"Die Situation ist einfach katastrophal, jetzt rächen sich die Fehler der jahrelangen Grundstückspolitik. Wenn man sich genau ansieht, was jetzt geschieht, dann muß man doch sagen, wir stehen vor der Gefahr wissenschaftlicher Slums, die zu nichts taugen."[35]
Auf dem Gebiete des Institutsbaues nun waren die Schwierigkeiten nicht unähnlich. Die gegenseitige Abhängigkeit und Beeinflussung der Fachgebiete und ihre gegenseitige Befruchtung, wie Kramer sie als ideal erachtete, kollidierten nicht selten mit den überkommenen Standesinteressen der Professoren. So empfand Kramer es als überaus schwierig, überhaupt in Erfahrung zu bringen, welcher Einrichtungen und Räume ein Institut bedurfte. Die Komplexität der Aufgabenstellung und die Schwierigkeiten im Umgang mit denjenigen, für die Kramer baute, soll folgendes (lange[36]) Zitat verdeutlichen:
"Aber auch auf ihn [den Institutsdirektor] darf sich der Architekt keineswegs als letzte und souveräne Information verlassen. Der Grund ist zunächst, daß auch diese Fachleute über ihre eigene Arbeitsweise nur ein traditionell angesammeltes Wissen haben können. Der Ausblick auf optimale Arbeitschancen ist ihnen deshalb fremd, weil sie nie industriell, sondern nur etatistisch zu denken gelernt haben (...). So hat der Institutsarchitekt häufig fast eine Detektivaufgabe, die Wünsche und den tatsächlichen Bedarf des Institutsleiters zu koordinieren,[37] durch weitere Informationsquellen diese Auskünfte mit den allgemeinen technischen Anforderungen in Einklang zu bringen, die dem Hauptinformanten zuweilen so selbstverständlich scheinen, daß er sie mitzuteilen vergißt: (...) Es gehört dazu auch die Vorausplanung - wenigstens im Pauschalen - einer künftigen Ausdehnung der betreffenden Disziplin; manches Mal ist die Ausdehnung schon eine Tatsache, nur wünscht der betreffende Institutsdirektor sie nicht bei sich zu beherbergen. In diesem Falle muß zur Sprache gebracht werden, ob trotzdem die Raumreserve - vielleicht für einen Nachfolger auf dem Lehrstuhl - bereitzustellen ist, (...) oder ob schon sofort an ein künftiges Institut für die derzeit vernachlässigten Entwicklungsrichtungen zu denken ist. Der Fall, daß diese Frage zuerst aus dem Büro des Universitätsbaubüros zur Diskussion gestellt wird, braucht durchaus nicht von vornherein als eine Anomalie angesehen zu werden."[38]
Wie aus diesem Zitat ersichtlich, legte Kramer großen Wert auf eine genaue Definition der Kompetenzen des "Baumeisters", die bis dahin in keinster Weise festgelegt waren. Die Durchsetzung von sachbezogenen und Zweckmäßigkeitsentscheidungen gegen Individual- und Geschmacksinteressen bedürfe einer genauen Kompetenzabgrenzung.[39]
Ebenso notwendig erschien Kramer für die Planung zukünftiger Universitäten die Erstellung von Standardtypen für Geräte, Hörsalgestühle und ganze Institute. Die Fehlplanungen aufgrund ungenauer und wenig auf die Zukunft bedachter Angaben seitens der Wissenschaftler machten es seiner Ansicht nach unumgänglich, einmal ermittelte Idealtypen an allen neu zu bauenden Universitäten anzuwenden.
"Es ist ein Unding, wenn bei einem Institutsneubau in jahrelangen Versuchen die technisch besten Formen der Gebäudekonstruktionen, Installationen, Geräteaufstellungen u.ä. erprobt werden und in der Nachbar-Universität die gleiche Arbeit noch einmal getan werden muß."[40]
Ob diese Vorstellungen im bürgerlich-kapitalistischen "Sozialstaat" realisierbar sind, entzog sich Kramers Reflexion.

[41]

4.2 Chronologischer Überblick


1952 - Piktogramm der Universität
1952/53 - Generalbebauungsplan der Johann Wolfgang Goethe-Universität, rev. 1955, '57, '58, '59, '60, '61, '62, '63
- Wiederaufbau Hauptgebäude, Hauptportal und Nebeneingang, Rektorat und Einrichtung. Nicht nur das alte Portal wurde gänzlich entfernt, auch diverse nur dem "Schmuck" der Halle dienende Säulen (ohne statische Funktion) wurden abgeschlagen. Erwähnenswert: die Pförtnerloge neben dem Eingang und die Glasbausteine, die den Zugang zum Rektorat von der Halle trennen.
1953 - Umbau und Einrichtung Versuchsbühne (gleichzeitig Vorlesungsraum des Instituts für Sprechkunde; heute: Sprechwissenschaftlicher Arbeitsbereich), Senckenberganlage 27, 4. Stock (Aufzug bis zum dritten, dann Treppe!)
- Fernheizwerk, Gräfstraße (zwischen Hörsälen und Mathematik). Eines unserer Lieblingsgebäude! Die großen Fensterfronten erlauben ganz schamlos den Blick auf die Maschinen, sehr nett. Das Gebäude wurde nach Norden erweitert, was an den doppelten Betonstützen erkennbar ist.
1953/54 - Amerika-Institut/Englisches Seminar (heute: Institut für England- und Amerikastudien), Kettenhofweg 130. Stahlbetonskelett, gelbe Klinker. Der Hörsaal (Beleuchtung durch eine Wand aus Glasbausteinen) im Erdgeschoß ist Austragungsort der leider gar nicht besuchenswerten Fachbereichsratssitzungen des Fachbereichs 10.
1954 - Geologisch-Paläontologisches Institut, Senckenberganlage 32. Stahlbetonskelett, ausgefacht mit gelben Klinkern.
- Holzmöbel für Institutsgebäude (unsere Favoriten, die wir leider nicht zu klauen wagen).
1954-56/66 - Biologische Institute und Nebengebäude samt Einrichtung, Siesmayerstraße 72.[42] Stahlbetonskelett, ausgefacht mit gelben Klinkern. Unsere Lieblingsgebäude!
1954-57 - Institutsgebäude für Pharmazie, Lebensmittelchemie und Städtisches Nahrungsmitteluntersuchungsamt mit Hörsaalgebäude und Verbindungsgang samt Einrichtung, Georg Voigt-Straße 14-16. Ebenfalls Stahlbetonskelett mit gelben Klinkern (bis auf den Hörsaal).
1956 - StudentInnenwohnheim Bockenheimer Warte samt Einrichtung. Besonders bemerkenswert die grazilen Säulen des Durchgangs zum Campus und der vollverglaste Aufenthaltsraum.
1956-58 - Zentrum für Kernphysik samt Versuchsreaktor, August Euler-Straße 6
- Hörsaalgebäude I und Verbindungstrakt zum Jügelhaus mit Seminarräumen samt Einrichtungen, Mertonstraße 21/Gräfstraße. Aus statischen Gründen keine Skelettbauweise, sondern Spannbeton; allerdings auf der Nordseite mit einer Verblendung aus Stahlbetonskelett mit gelben Kacheln. Diese Verblendung wurde dann durch ästhetisch überaus reizvolle braune (!!) Asbestschindeln ersetzt. Verbindungstrakt Stahlbetonskelett.
1959/60 - Philosophisches Seminargebäude samt Einrichtung (Stahlmöbel "kd-Programm"[43]). Stahlskelett, Curtain-Wall.
1959-61 - Institutsgebäude für Mathematik und Physik samt Einrichtung, Robert-Mayer-Straße 6-8
1960(?) - Wiederaufbau Theodor-Stern-Haus, Ludwig-Rehn-Straße 25
1960/61 - Walter-Kolb-Student(Inn)en-Wohnhaus samt Einrichtung (Sponti-Villa), Beethoven-Platz 4. Stahlbetonskelett, Curtain-Wall. Die Seitenwände sind aus optischen Gründen mit flachen braunen Klinkern verkleidet. Unlängst wurde die "Curtain-Wall" gänzlich erneuert, wobei auf die ursprüngliche Ästhetik und vor allem Form und Größe der Fenster nur wenig Rücksicht genommen wurde.
1962 -Erweiterungsbau Institut für Physikalische Chemie samt Einrichtung, Emil-Sulzbach-Straße 26
- Mensa samt Einrichtung (heutiger "Labsaal"), Bockenheimer Landstraße 121. Über den Umgang mit dem Gebäude zu klagen, verbietet uns der mangelnde Raum. Im ersten Stock wurden Konferenz-Räume eingerichtet, die HAP Grieshaber-Bilder an der Innenwand des Speisesaals wurden durch lächerliche Obst- und Gemüse-Bildchen ersetzt.
1963 - Institut für Therapeutische Chemie (Erweiterung des Theodor-Stern-Hauses)
1959-64 - Stadt- und Universitätsbibliothek samt Einrichtung (Privatauftrag). Verwaltungsgebäude aus Stahlbetonskelett, ausgefacht mit dunkelviolettem Klinker. Speicher- und Lesesaalteil Curtain-Wall aus Aluminium und Glas.
1964 - Umbau und Einrichtung des Gästehauses der Universität, Schumannstraße
1964-65 - Hörsaalgebäude II, Gräfstraße 38. Interessant die unterschiedlichen Geschoßhöhen. Auch hier die Verschandelung mittels Asbest-Schindeln.
1964-67 - Institutsgebäude Mathematik II, Robert-Mayer-Straße 10. Das zweite Kramersche Uni-Hochhaus, wenn auch nie als solches gewürdigt.

4.3 Gemeinsamkeiten der Bauten

4.3.1 Konstruktive und technische Übereinstimmungen

Auffälligstes, auf den ersten Blick sichtbares gemeinsames Merkmal der von Kramer entworfenen Universitätsbauten sind die an fast jedem Gebäude angebrachten, sehr abwechslungsreich gestalteten Feuerleitern. Aber auch über dieses Merkmal hinaus und obwohl die Gebäude unterschiedlichsten Zwecken dienen - die Spannbreite reicht immerhin vom Fernheizwerk bis zum StudentInnenwohnheim - weisen die einzelnen Gebäude doch so viele Gemeinsamkeiten auf, daß von einem einheitlichen Erscheinungsbild die Rede sein kann. Der Grund dafür liegt weniger im "individuellen" Gestaltungswillen Kramers,[44] als vielmehr in der konsequenten Anwendung der als zweckmäßig erkannten Konstruktionsprinzipien, sowie in der Beschränkung auf wenige, klug eingesetzte Materialien. Bis auf zwei Ausnahmen, auf die wir am Ende des Kapitels eingehen werden, sind alle Universitätsbauten Kramers in Stahlbetonskelettbauweise errichtet, wobei die Betonstreben (mit wiederum einer Ausnahme) nach außen hin sichtbar bleiben und nicht - wie häufig üblich - durch eine vorgehängte Fassade verdeckt werden. Die Ausfachung besteht hauptsächlich aus verschiedenfarbigen, meist ziegelgelben Klinkern, Glasbausteinen, Draht- und Fensterglas, bei den späteren Gebäuden auch aus Glasflies, beziehungsweise Metall (zum Beispiel Aluminium). Kramer hat diese Technik schon 1926 beim Bau der Zentralgarage der Frankfurter Automobildroschkengesellschaft angewandt.[45]
Diese Art der Konstruktion braucht im Gegensatz zu konventionellen Bauten keine tragenden Wände (die die Raumaufteilung von vornherein weitgehend festlegen), so daß das Innere der Gebäude frei gestaltet, beziehungsweise den im Laufe der Zeit veränderten Bedürfnissen angepaßt werden kann. Bei den Bauten des Biologischen Camps wird diese Flexibilität des Inneren auf überzeugende Weise in der Gestaltung der Fassade zum Ausdruck gebracht: Wo immer es die Nutzung des einzelnen Raumes sinnvoll erscheinen läßt, das heißt unregelmäßig,[46] sind die Außenwände nach hinten, sozusagen ins Innere der Gebäude hinein, versetzt, so daß zwischen Fassade und nunmehr offenliegendem Betongerüst ein Zwischenraum entsteht, den die meist über mehrere Räume hinwegreichenden Balkone (die damit auch die Funktion eines außenliegenden Verbindungsganges übernehmen) ausfüllen. "Was den baulichen Ausdruck von Flexibilität und Variabilität betrifft, sind diese Bauten wohl die radikalsten Beispiele dafür in Kramers Werk."[47]
In ähnlicher Weise sind auch die Erdgeschosse häufig (ganz oder teilweise) hinter die Betonstreben zurückgezogen, die dann als freistehende, überaus feingliedrige Säulen die Last des über ihnen schwebenden Gebäudes zu tragen scheinen. Diese Bauweise wurde in den Fünfziger Jahren relativ häufig angewandt und war Kramer wohl aus den USA bekannt (wo sie wiederum von deutschen Emigranten, wie Walter Gropius und vor allem Ludwig Mies van der Rohe[48] beeinflußt worden war). Die zu dieser Zeit in verschiedenen deutschen Städten, darunter Frankfurt, im Zuge der Reeducation[49] errichteten amerikanischen Konsulate weisen jedenfalls eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Bauten Kramers auf. Die oben beschriebene "schwebende" Wirkung wird noch verstärkt, wenn wie beim StudentInnenwohnheim an der Bockenheimer Warte die Fassade des Erdgeschosses aus Glas besteht und somit nicht mehr unmittelbar sichtbar ist. In seltenen Fällen ist das Erdgeschoß vollständig durch Stützen[50] ersetzt: Der Hörsaal der in eine Senke hineingebauten Institute für Pharmazie und Lebensmittelchemie ist in Stahlbetonpylone eingehängt, was von Kramer - ebenso wie der zu den Institutsgebäuden führende aufgeständerte Verbindungsgang - mit den gegenüber einer Auffüllung des Geländes geringeren Kosten begründet wurde. Auch wenn bei einer solchen, streng pragmatischen Begründung jede(r) FunktionalismuskritikerIn zusammenzuckt (und es ihnen aus diesem Grund dann möglicherweise den Blick vernebelt), hat Kramer aus der vorgefundenen Situation gleichermaßen praktischen wie ästhetischen Gewinn gezogen. "Es steht außer Zweifel, daß das Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie zu den Meisterwerken der Nachkriegsmoderne in Deutschland gezählt werden darf."[51]
Eine ähnliche Problemstellung wie bei der eben geschilderten Institutsgruppe findet man beim (vorher gebauten) Biologischen Camp, wo es gleichfalls darum ging, mehrere naturwissenschaftlich genutzte Gebäude, die Kramer im Unterschied zu den geisteswissenschaftlichen als "Institute mit Apparaturen" bezeichnete, in einen sinnvollen räumlichen Zusammenhang zu bringen. Kramer kommt zu einer vergleichbaren Lösung: Die Einzelbauten werden durch einen aufgeständerten, aus Glas und Metallstreben bestehenden, schmalen Gang miteinander verbunden, der große, von allen Instituten gemeinsam genutzte Hörsaal ist in einem separaten Gebäude untergebracht. Belichtet wird er - ebenso wie der Pharmazie-Hörsaal und der des Anglistischen Instituts - durch eine Wand aus Glasbausteinen, die vermutlich den nach Kramers Meinung konzentrationsstörenden direkten Blick ins Freie verhindern sollen.[52] Charakteristisch für die "Institute mit Apparaturen" sind die offen verlegten Versorgungsleitungen, die ihren Aufgaben entsprechend in unterschiedlichen, leuchtenden Farben gestrichen sind; eine analoge Farbgebung findet sich im von außen gut einsehbaren Fernheizwerk.
Eine Gemeinsamkeit aller Institute - der natur- sowohl wie der geisteswissenschaftlichen - sind die dort verwendeten Möbel, die Kramer im Zusammenhang mit der Errichtung des Biologischen Camps, beziehungsweise des Philosophicums entwickelte. Es handelt sich um zwei verschiedene Serien aus unterschiedlichen Materialien: zum einen helles Holz, kombiniert mit schwarzen Linoleum (als säurefeste Einlage für die Tischplatten), zum anderen graues Metall, für dessen Verwendung sich Kramer nach augenärztlicher Beratung entschied. Die stapelbaren, in der Form an seine Thonetmodelle erinnernden Stühle bestehen aus einem Stahlrohrgestell, Sitzfläche und Lehne sind aus schwarzlackiertem Holz.

4.3.2 Ausnahmen

Die bereits am Anfang des Kapitels erwähnten Ausnahmen sind das Hörsaalgebäude (I und II), das Philosophicum und der Magazinteil der Universitätsbibliothek. Alle drei sind erst gegen Ende der Kramerschen Amtszeit, beziehungsweise danach gebaut worden (siehe Chronologie). Sie unterscheiden sich von den zuvor geschilderten Gebäuden durch die Art ihrer Konstruktion, beziehungsweise durch die für ihren Bau verwendeten Materialien, aber auch durch ihre besondere Funktion innerhalb des Universitätsgefüges.
Das Hörsaalgebäude zeichnet sich durch die neuartige, besonders platzsparende (und preisgünstige) Anordnung der einzelnen Hörsäle aus: Anders als bei konventionellen Konstruktionen, wo in einen (notwendigerweise) sehr hohen Raum ein stufenförmiger Aufbau mit viel Hohlraum darunter gesetzt wird, ordnet Kramer die bei ihm nicht mehr quader-, sondern keilförmigen Hörsäle in einer Weise versetzt an, daß die geneigte Decke des einen den wiederum geneigten Boden des anderen bildet. Diese Bauweise machte für das Hörsaalgebäude tragende Wände erforderlich. Entgegen dem von Kramer intendierten äußeren Eindruck handelt es sich hier also nicht um eine Skelettkonstruktion. Das vorgeblendete, mit hellgelben Kacheln ausgefachte Betonraster dient lediglich der Fassadengestaltung. Leider kann man die ursprüngliche Fassade heute nur noch im Inneren des Gebäudes entdecken, und zwar an der "Nahtstelle" zwischen den beiden Gebäudeteilen (Treppenhaus), von außen ist das Hörsaalgebäude inzwischen mit dunkelbraunen Asbestschindeln verklebt (und sieht deswegen aus wie ein Futtersilo). Damit die StudentInnen vor unerwünschten Ablenkungen bewahrt bleiben (siehe Fußnote 52), haben die Hörsäle keine Fenster, sind dafür aber vollklimatisiert.
Das Philosophicum ist eines der ersten Gebäude in der Bundesrepublik mit einem offenliegenden Stahlskelett, außerdem das einzige Hochhaus, das Kramer für die Universität geplant hat. Feuerpolizeiliche Bedenken machten eine behördliche Ausnahmegenehmigung erforderlich, die an verschiedene Auflagen geknüpft war: Das Metallskelett mußte außerhalb der Fassade angeordnet werden, zudem durften im Inneren des Gebäudes keine unverkleideten Metallstreben (die bei einem Feuer eventuell schmelzen könnten) vorhanden sein, weswegen die Gebäudetiefe lediglich zehn Meter beträgt. Um die Raumaufteilung möglichst flexibel handhaben zu können (aber auch wegen der geringeren Kosten), sind alle Versorgungseinrichtungen, also Treppen, Fahrstühle und Toiletten, in zwei dem eigentlichen Gebäude vorgestellten Türmen (von Professor Seitz im Gespräch als "Klotürme" bezeichnet) zusammengefaßt. Die Fassade ist eine aus Glas und Metall bestehende, nur wenige Zentimeter dicke Curtain-Wall-Konstruktion[53] in den Farben dunkelgrau/weiß.
Die Universitätsbibliothek war zur Zeit ihrer Entstehung die erste Bibliothek Europas, in der das in den USA übliche Freihandsystem angewandt wurde, das heißt die Magazine sind für die LeserInnen frei zugänglich. Innerhalb der Magazine gibt es zusätzlich zu den großen Lesesälen kleine abgetrennte Arbeitsplätze (die eine gewisse Ähnlichkeit mit Klokabinen aufweisen) für jeweils eine Person. Ebenso neuartig wie die intendierte Arbeitsweise ist auch die konstruktive Gliederung: Die fünf Meter hohen Primärgeschosse werden jeweils durch eine auf den Bücherregalen ruhende Zwischendecke geteilt, so daß für das Magazin insgesamt acht Stockwerke (zuzüglich zweier Untergeschosse) zur Verfügung stehen. Das Bibliotheksgebäude selbst besteht aus zwei deutlich voneinander abgesetzten Gebäudetrakten, die durch einen flachen Mittelteil verbunden werden. Während das Eingangs- und Verwaltungsgebäude das schon bekannte Betonraster mit in diesem Fall dunkelvioletter Ziegelausfachung zeigt, besteht die Fassade des viergeschossigen, ebenfalls in Skelettbauweise errichteten Magazinteils, in dem auch die Lesesäle untergebracht sind, aus Glas und Aluminium. Auffällig sind die senkrechtstehenden Sonnenlamellen (sogenannte "Bris-Soleils") aus glänzendem Metall, die - durch Selenzellen gesteuert - ihre Stellung den sich ändernden Lichtverhältnissen anpassen. "Fremd, weil ohne Nachfolge und Anschluß unter Allerweltsgebäuden verschiedener Stile, wirkt das Haus fast wie eine große Metallplastik."[54] Zwar gibt es auch an anderen Kramer-Gebäuden "Sonnenbrecher" (zum Beispiel am den Instituten für Pharmazie und Lebensmittelchemie), jedoch bestehen sie dort aus Eisenbetonpanels,[55] die wie ein Regal vor das Gebäude gestellt sind und so die Räume vor direktem Sonnenlicht schützen.

4.3.3 Ästhetischer Eindruck

Ästhetische Qualität läßt sich nicht losgelöst von ihren materiellen und konstruktiven Voraussetzungen beschreiben, so daß wir zu diesem Thema in den vorhergehenden Abschnitten schon einiges gesagt haben. Aus diesem Grund beschränken wir uns hier auf eine kurze Zusammenfassung.
Was Julius Posener über die Universitätsbibliothek schreibt: "Auch hier wird nichts verschleiert, alles ist da, man kann es anfassen (...)"[56] trifft auch auf die anderen Bauten Kramers zu. Sie sind unprätentiös und nicht darauf aus, ihre BetrachterInnen zu beeindrucken oder gar einzuschüchtern, was sie in angenehmster Weise von heutigen postmodernen Bauten unterscheidet.[57] Ihre ästhetische Wirkung beruht auf der offenen Präsentation der Funktion: Das gilt gleichermaßen für die von keiner Fassade verhüllten Betonraster wie für die gläsernen Aufzugschächte (zum Beispiel im Pharmazeutischen Institut) oder die in bunten Farben lackierten Versorgungsleitungen in den "Instituten mit Apparaturen". Der vorherrschende Eindruck ist der der Transparenz. Er ergibt sich sowohl durch die verwendeten Materialien als auch durch das offen zur Schau gestellte Konstruktionsprinzip. Die vielen (und großen) Glasflächen machen die Gebäude von außen einsehbar und lenken den Blick auf konstruktive Details, wie zum Beispiel die Treppenhäuser.[58] In Inneren der Bauten sorgt das dort ebenso häufig eingesetzte Glas (in Form von Drahtglastüren) trotz des knapp bemessenen Raumes für ein Gefühl der Weite und Nicht-Beengtheit.[59] Der zweite die ästhetische Wirkung bestimmende Eindruck ist der der Zartheit, der sich vor allem aus dem Fehlen alles Überflüssigen[60], aber auch aus der filigranen Bauweise ergibt.
Anders verhält es sich - trotz der schönsten Feuerleiter Frankfurts - mit dem Philosophicum: Hier sind einfach zu viele ästhetische Möglichkeiten verschenkt worden, um von einem gelungenen Bau sprechen zu können, zumindest was den äußeren Eindruck anbelangt. (Das Innere finden wir eigentlich recht gelungen, auch wenn Kramer wirklich Schöneres gebaut hat.) Von der Gräfstraße aus schaut man auf die im Verhältnis zum eigentlichen Gebäude viel zu klobig geratenen "Klotürme" mit ihrer an Bunkerwände erinnernden Betonfront: Daß sich dahinter auch ein Treppenhaus verbirgt, können nur diejenigen merken, die es eh schon wissen. Von der Seite betrachtet scheint es, als müsse das Haus umkippen, würde es nicht von den beiden Versorgungstürmen im Gleichgewicht gehalten. Helene Rahms macht für die gestalterischen Defizite "den Zwang schnell und hoch bauen zu müssen (...)"[61] verantwortlich. Dagegen läßt sich sagen, daß fast alle Entwürfe Kramers auf äußere Zwänge reagieren (vor allem der zu geringe Platz ist fast stets ein Problem) und trotzdem keine vergleichbaren ästhetischen Mängel aufweisen. Unserer Meinung nach bezeichnet das Philosophicum den Punkt, an dem das von Kramer angestrebte Gleichgewicht zwischen Sparsamkeit und ästhetisch befriedigender Gestaltung kippt und bloße Kostenerwägungen die Oberhand gewinnen.

5 Baugeschichte nach Kramer

Nach Kramers Pensionierung 1963 wurden bis zur Mitte der 70er Jahre einige sehr einschneidende bauliche Maßnahmen durchgeführt, die das Bild des Kerngebietes der Universität erheblich veränderten. Im Folgenden gehen wir nur kurz darauf ein.
Praktisch zeitgleich mit Kramers Pensionierung begannen Planung und Bau des sogenannten AfE-Turmes. Der Bau war nötig geworden, nachdem 1961 die Hochschule für Erziehung der Universität angegliedert worden war und sich die alte Bettinaschule auch als Provisorium als völlig unzureichend herausstellte. Jedoch war für uns nicht herauszufinden, inwieweit Kramer selbst an diesen Planungen beteiligt war. Krach schreibt hierzu, Kramer hätte den Turm als höchstes Universitätsgebäude der Welt geplant[62], allerdings erwähnen weder Hansen[63] noch Hauß-Fitton Kramers Beteiligung. Dafür spräche die Sichtbarkeit der Außenstützen aus Stahlbeton, dagegen der letzte Kramersche Bebauungsplan, in dem ein langgestreckter Bau in der Robert-Mayer-Straße eingezeichnet ist, der sich über das Gelände des Chemie-Gebäudes erstreckt.[64]
Das den Campus zur Stadt hin abriegelnde Juridicum wurde 1968 bezogen, der einzige Vorteil - neben dem Raumgewinn natürlich - ist wohl die Abschirmung vor dem Verkehrslärm der Senckenberganlage. Die Finanzierung erfolgte bereits weitestgehend aus Landesmitteln, da die Johann Wolfgang Goethe-Universität am 01.01.1967 Landesuniversität wurde. In die Zeit nach der sogenannten Studentenrevolte fiel der Bau des Sozialzentrums, auch "Neue Mensa" genannt. Bezüglich dieses grobschlächtigen Teiles von baulichen Qualitäten zu sprechen, verbietet sich.[65] Nicht einmal die Klimaanlage funktioniert, ohne einem die vielen in der Mensa herumliegenden Flugblätter vom Tisch zu blasen, die sanitären Anlagen sind auch nach der kürzlich erfolgten vandalismusresistenten Erneuerung schlicht desaströs. Vor dem Abriß der in der Jügelstraße noch befindlichen Wohngebäude (die von der Uni genutzt wurden) kam es ebenso zu Besetzungen, wie etwa 15 Jahre später, als die alten Wohnhäuser neben der Unibibliothek abgerissen werden sollten (und auch abgerissen wurden). Diese Gebäude in der Bockenheimer Landstraße sollten weichen, um dem Ausbau des Depots Platz zu machen, der dann durch den Brand in der Oper verhindert wurde. Allerdings ist es nun wohl bald soweit, auch ist ein neues Gebäude vor dem Eingang zum Depot entlang der Gräfstraße geplant, dessen vorderer Teil hoffentlich etwas eleganter auf Pilotis gesetzt wird, als dies bei der FLAT I genannten postmodernen Scheußlichkeit direkt vorm Turm der Fall ist. Zur postmodernen Vorliebe für viel zu kleine Fenster, grobschlächtig mit Granit- oder Sandsteinplatten versehene Säulen und Fassaden, metallene Runddächer und Gauben, sowie halbherzig nachgeahmte 50er-Jahre-Treppenhäuser sparen wir uns jegliche Polemik.
Bereits zu Kramers Zeiten war die Verlagerung der naturwissenschaftlichen Disziplinen nach Niederursel geplant, die sich aber bis weit in die 80er Jahre verzögerte. Mittlerweile ist Niederursel jedenfalls Realität - über die wir allerdings wenig zu sagen wissen, da wir uns aus Niederursel bisher ferngehalten haben.

6 Alles Beton?

Alexander Kluge antwortete 1958 auf eine Umfrage der Zeitung "Christ und Welt" zum Thema Repräsentationsbauten:
"Bei weitem die glänzendsten Leistungen sind für mich die Universitätsbauten von Ferdy Kramer in Frankfurt am Main: Der Hörsaal-Kubus, das Seminar-Hochhaus, das Biologische Camp, die neue Mensa und die erst entworfene Universitätsbibliothek. Hier entsteht eine Universität aus einem geistigen Zusammenhang, und ich bin sicher, daß mehr noch als das, was in dieser Universität geschieht, das Gehäuse die nächsten hundert Jahre überstehen wird. Kramers Bauen ist funktionell, billig und von einer fast zarten Form, wie ich Ähnliches sonst in Deutschland kaum kenne."[66]
Mit dieser positiven Einschätzung Kramers[67] steht Kluge weitgehend allein. Viel häufiger ist dagegen eine rigorose Ablehnung seiner Werke (über deren mögliche Ursachen wir schon in der Einleitung gesprochen haben), in deren Folge es bei manchen Personen offenbar zu massiven Wahrnehmungsstörungen kommt. Anders können wir uns es jedenfalls nicht erklären, daß Heinz Steinert mit der Unibibliothek (die er übrigens beharrlich als "Büchersilo" bezeichnet) "Betonbrutalität"[68] assoziiert, konnten wir doch auch nach der fünften Bibliotheksumrundung den von ihm anscheinend in großer Menge erblickten Beton einfach nicht entdecken. Nach längerem Nachdenken fanden wir jedoch eine plausible Erklärung: In Gedanken versunken - ein Zustand, in dem ProfessorInnen gemeinhin zu verharren pflegen - ist er wohl gegen eine der Eingangssäulen gelaufen, was ihm gewiß große Schmerzen verursacht hat. Als er jedoch mit dem Gesicht so nah vor der Säule sich befand (es handelt sich nämlich in der Tat um eine Betonsäule), hat er dann - und dafür hat er unser vollstes Mitgefühl - ganz viel Beton gesehen. Weil ihn das schmerzliche Erlebnis aber so nachhaltig traumatisiert hat, fällt ihm jetzt außer Beton zu Kramer leider nichts Schlaues mehr ein.
Die Art und Weise, in der Steinerts Text mit Kramer umgeht (dessen Namen er ekelhafterweiser aber kein einziges Mal nennt), kann nur als denunziatorisch bezeichnet werden. Anschließend an die Beschreibung der U-Bahnstation Bockenheimer Warte schreibt er:
"Der Gegensatz besteht aber besonders zwischen diesem Hauch von Feudalität (in der Ausgestaltung der U-Bahnstation, H.H. und R.T.) und der Beton-Brutalität des Büchersilos und der ganzen Universität. Wer die Universität und die Bibliothek kennt, wird von diesem Kontrast noch einmal darauf gestoßen, wie lieblos, mit wieviel Verachtung für die Benützer (Studenten wie hier Angestellte) diese Gebäude alle hingestellt und eingerichtet wurden."[69]
Mit wieviel Verantwortungsgefühl Kramer an seine Arbeit heranging, daß es ganz im Gegenteil zu Steinerts Behauptung sein Hauptanliegen war, optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen, müssen wir an dieser Stelle nicht noch einmal ausführen. Aber noch etwas anderes macht Steinerts Text (den wir hier exemplarisch für eine ganze Reihe ähnlicher Meinungen behandeln) so besonders ärgerlich:[70] Wenn man an der Bockenheimer Warte oder vor der Unibibliothek (aber mit dem Rücken zu ihr) steht und seinen Blick umherschweifen läßt, dann begegnet einem eine ganze Menge der zitierten "Beton-Brutalität". Nur sind es eben gerade nicht Kramers Bauten, die diesen Eindruck erzeugen, sondern Gebäude, die nach seiner Amtszeit gebaut wurden: das Juridicum, die neue Mensa und als universitätsfremde Gebäude die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie die Bockenheimer Ladengalerie . Wer aber die Differenz nicht wahrnehmen kann oder will zwischen diesen Gebäuden und einer Universität, wie Kramer sie konzipierte, der muß sich zumindest den Vorwurf der Blindheit gefallen lassen.

7 Kritik

Es geht uns in diesem Kapitel nicht darum, Kramer ästhetische Versäumnisse vorzuwerfen (zumal wohl schon deutlich geworden ist, daß uns dazu nicht allzu viel einfallen würde) oder die seinen Gebäuden eigene "Nüchternheit" zu beklagen; unser Anliegen ist vielmehr die Kritik an einer Ideologie, die sich grob mit den Stichworten Sparsamkeit und Askese charakterisieren läßt und die Kramer offenbar in großem Maße verinnerlicht hatte. "Auch unnötige Kosten und Fehlplanungen sollten weitgehend ausgeschlossen werden; und Kramer war stolz, wenn er das zur Verfügung stehende Budget nicht ganz auszuschöpfen brauchte."[71]
Nun steht Kramer mit dieser Haltung nicht allein, ist doch gerade die Sparsamkeit eine weitverbreitete und wohlgelittene Tugend (und es steht uns selbstverständlich nicht an, an einem Grundpfeiler bürgerlicher Erziehung rütteln zu wollen). Sie wird allerdings spätestens dann problematisch, wenn sie über den Rahmen einer persönlichen Marotte[72] hinaus anderen Menschen oktroyiert wird, wie es bei einem Architekten (und zudem in solch exponierter Stellung) zwangsläufig der Fall sein muß. Mal ganz abgesehen davon, daß die Mittel, die Kramer zur Verfügung standen, ohnehin knapp genug bemessen waren, und er sich somit zum Erfüllungsgehilfen einer Politik machte, für die die Finanzierung der Bildung kaum mehr war als eine zweitrangige Angelegenheit.[73] Womit wir Kramer keine Absicht unterstellen wollen, zumal sich sein Verhalten unschwer aus seiner Biographie erklären läßt; was er allerdings nicht realisiert zu haben scheint, ist, daß die Erfahrungen, die ihn in den Zwanziger Jahren geprägt haben, nicht übertragbar sind auf die Bundesrepublik des beginnenden Wirtschaftswunders.
Sein unbeirrbares Festhalten an den Idealen des Neuen Frankfurt (und dazu gehört eben auch der schöpferische und verantwortungsbewußte Umgang mit sparsamsten Mitteln) läßt sich in den Reden wiederfinden, die Kramer anläßlich der Einweihungen der verschiedenen Universitätsbauten gehalten hat. Auffällig ist dabei vor allem, mit welcher Entschiedenheit er (wahrscheinlich nur in Gestalt seiner Befürchtungen vorhandene) Spekulationen zurückweist, andere Gründe als ausschließlich zweckmäßige hätten womöglich seine Planungen beeinflussen können.
"Soviel die Bris-Soleils kritisiert wurden, soviel Anhänger scheint der Hörsaal und der neben ihm liegende, überdeckte Verbindungsgang zum Pharmazeutischen Institut zu gewinnen. Ästhetisch empfindende Anhänger natürlich; ich spreche im Moment nicht von den Nutznießern seiner bloßen Zweckmäßigkeit. Manche fühlten sich an germanische Königshallen erinnert, andere Beispiele aus der Film- und Theaterarchitektur sind genannt worden, und man fand es besonders dekorativ, wie das Gebäude des Hörsaals von dem Eisenbeton-Skelett getragen wird. Das freut uns natürlich. Aber unser Ziel war wirklich kein anderes, als das Zweckmäßigste zu bauen."[74]
Nun zeichnet sich aber gerade diese Gebäudegruppe durch einen gestalterischen Surplus, wie er zum Beispiel in der leicht geschwungenen Form des Verbindungsganges deutlich wird, aus, der über die reine Zweckmäßigkeit hinaus auf eine Fähigkeit verweist, die man nach Adorno als "architektonische Phantasie" bezeichnen könnte:
"Architektonische Phantasie wäre demnach das Vermögen, durch die Zwecke den Raum zu artikulieren, sie Raum werden zu lassen; Formen nach Zwecken zu errichten. Umgekehrt kann der Raum und das Gefühl von ihm nur dann mehr sein als das arm Zweckmäßige, wo Phantasie in die Zweckmäßigkeit sich versenkt. Sie sprengt den immanenten Zusammenhang, dem sie sich verdankt."[75]
Daß auch Kramer nicht immer so souverän über seine Phantasie verfügen konnte wie beim Bau der Institute für Pharmazie und Lebensmittelchemie, zeigt das Philosophicum, dessen Gestaltung weitgehend von Sparsamkeitserwägungen geprägt wurde: Folge ist eine nicht zu leugnende ästhetische Dürftigkeit. Allerdings tritt hier auch der von uns anfänglich erwähnte asketische Zug Kramers exemplarisch zu Tage. Warnend spricht er (wiederum in seiner Einweihungsrede) von der "Grenzlinie zwischen dem Zweckmäßigen und dem Bequemen (...), die heute oft und leicht überschritten wird." Zwar seien die von ihm entworfenen Möbel bequem, "(a)ber doch nur so, daß sie (die Benutzer, H.H. und R.T.) den Stuhl nicht störend empfinden, und nicht etwa als Einladung zur völligen Entspannung, wie sie im Schlaf eintritt."[76] Arbeit wird hier also verstanden als etwas, zu dem man sich zwingen muß, nicht als freiwilliger Akt, den doch idealiter - getrieben von Erkenntnisinteresse - gerade die wissenschaftliche Arbeit darstellen sollte.[77] Logische Konsequenz dieser Einstellung sind die fensterlosen Hörsäle Kramers, aus denen die Außenwelt zur Gänze ausgesperrt, beziehungsweise nur noch in Form der Wanduhr geduldet wird. Gleiches gilt für die individuellen Arbeitsplätze in der Unibibliothek, die sogenannten Carrels. Julius Posener beschreibt deren Funktionsweise folgendermaßen:
"Jeder Scholar findet in diesen Carrels, was er braucht, nicht weniger, auch nicht mehr. Das Wichtigste, was er findet, ist die Abgeschlossenheit und als Correlat zur Abgeschlossenheit die herstellbare Verbindung, die Nabelschnur zu seinem Gebiet. Beide sind, so heißt es, Vorbedingungen für ernsthafte wissenschaftliche Arbeit."[78]
Dem vorsichtigen Zweifel Poseners an der Notwendigkeit einer solchermaßen "die Arbeit vollkommen fördernde(n) Organisation"[79] möchten wir uns anschließen. Ob sich aus den geschilderten Wesenszügen Kramers jedoch gleich "eine verachtungsvolle Haltung gegenüber der Wissenschaft"[80] ablesen läßt, wie dies Heinz Steinert zu können meint: diese Frage hoffen wir, mit unserer Arbeit eindeutig beantwortet zu haben.

8 Anstelle einer Schlußbemerkung

Auch Adorno hatte einen Traum:
"Ferdinand Kramer habe sich ganz der Malerei zugewandt und eine neue Gattung erfunden, die ,praktikale Malerei`. Die sei derart, daß man einzelne Figuren herausziehen könnte, eine Kuh, oder ein Nilpferd. Die könne man dann streicheln, und das fühle sich an wie das weiche Fell oder die dicke Haut. Eine weitere Art wären Städtebilder, die aus architektonischen Aufrissen entwickelt waren, sowohl kubistisch wie infantilistisch aussahen und überdies an Cezanne erinnerten, rosa getönt wie in wirklicher Morgensonne - deutlich sah ich so ein Gemälde. Benno Reifenberg habe über die praktikable Malerei einen Aufsatz veröffentlicht unter dem Titel: ,Die Versöhnung mit dem Objekt`."[81]

9 Literatur

Anmerkung: Wir bitten um Nachsicht wegen der ungewöhnlichen Menge der Literaturangaben. Die geringe Zahl an wissenschaftlichen Arbeiten über Kramer machte es notwendig, ausgiebiger zu recherchieren, als für eine Seminararbeit üblich. Wir möchten aber betonen, daß wir alles, was in der Liste auftaucht, auch gelesen haben.
Der besseren Übersicht wegen haben wir die Literaturangaben gruppiert. Zuerst die wichtigsten Texte Kramers, auf die wir uns im Text implizit oder explizit beziehen. Daran anschließend alle Bücher, Kataloge und Broschüren, respektive einzelne Aufsätze daraus.
Die Texte aus Zeitschriften und Zeitungen haben wir nach Erscheinungsorten sortiert (Diskus, Bauwelt etc.), wobei wir die Zeitschriften-Artikel alphabetisch, die Zeitungsartikel (vor allem FR) chronologisch sortiert haben.

9.1 Veröffentlichungen Kramers

Kramer Ferdinand. Rede eines Baumeisters vor Naturwissenschaftlern. in: Bauwelt 32 (1958), S. 779-785.
ders. Wohnen im Studentenheim. in: Bauwelt 17 (1959), S. 519-523
ders. Bauen für die Wissenschaft. in: Deutsche Universitätszeitung 6/60, S. 15-22.
ders. Seminargebäude der Universität Frankfurt. in: Bauwelt 15 (1961), S. 427-432
ders. Hochschulplanung gestern und heute. Neubauten der Universität Frankfurt. in: Bauen & Wohnen 8 (1962), S. 315-325.
ders. Epilog des Architekten. in: Die Johann Wolfgang Goethe-Universität. Jahrbuch 1965. S. 98-100.
ders. Die biologischen Institute der Universität in Frankfurt am Main. in: Bauwelt 33 (1966), S. 936-41.
ders. Bibliothek der Universität Frankfurt.

9.2 Kataloge, Bücher, Broschüren

Adorno, Theodor W. Funktionalismus heute. in: ders. Ohne Leitbild. Parva Aesthetica. Frankfurt a. M., 1967.
ders. Traumprotokolle. in: ders. Gesammelte Schriften. Band 20.2. Herausgegeben von Rolf Tiedemann. Frankfurt a. M., 1986.
Architektur in Bremen und Bremerhaven. Herausgegeben von der Architektenkammer Bremen, dem BDA Bremen und dem Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung der Freien Hansestadt Bremen. Bremen, 1988.
Denkschrift der JWGU zur Landtagsrede des hessischen Kultusministers E. Stein vom 28.07.1948
Die 20er - Jahre und das Neue Frankfurt. Ein Gespräch mit Ferdinand Kramer anlässlich seines 80. Geburtstages am 22.1.78. Zusammengestellt von Rolf Brüderlin und herausgegeben vom Deutschen Werkbund. Darmstadt, 1978 (Das Gespräch führte Jochem Jourdan).
Die Bauliche Entwicklung der Universität Frankfurt. Vorgelegt von der Planungsgruppe der JWGU. Frankfurt, Juli 1981.
Die Johann Wolfgang Goethe Universität 1964. Jahrbuch, herausgegeben vom Verein der Freunde und Förderer. Frankfurt, 1964.
Die Johann Wolfgang Goethe Universität 1965. Jahrbuch, herausgegeben vom Verein der Freunde und Förderer. Frankfurt, 1965.
Die Johann Wolfgang Goethe Universität 1966. Jahrbuch, herausgegeben vom Verein der Freunde und Förderer. Frankfurt, 1966.
Erd, Rainer (Hrsg.). Kulturstadt Frankfurt. Szenen. Institutionen. Positionen. Frankfurt a. M., 1990.
Ferdinand Kramer. Architektur & Design. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 09.12.82 bis 23.01.83 im Museum für Gestaltung in Berlin. Herausgegeben vom Bauhaus-Archiv im Museum für Gestaltung. Berlin, 1982.
Ferdinand Kramer. Der Charme des Systematischen. Architektur, Einrichtung, Design. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in Zürich, Dessau und Frankfurt. Herausgegeben von Claude Lichtenstein. Gießen, 1991.
Kostof, Spiro. Geschichte der Architektur. Band 3: Vom Klassizismus bis zur Moderne. Stuttgart 1993.
Mohr, Christoph/Müller, Michael. Funktionalität und Moderne. Das Neue Frankfurt und seine Bauten 1925-1933. Köln, 1984.
Schmidt, Rolf. Frankfurter Architekturführer ab 1945. Herausgegeben vom Bund Deutscher Architekten BDA und vom Deutschen Werkbund Hessen. Frankfurt a. M., ohne Jahr.
Universitäts-Vertrag 1953. Zwischen dem Lande Hessen und der Stadt Frankfurt am Main über die Johann Wolfgang Goethe-Universität vom 01. und 15. Dezember 1953.

9.3 Zeitschriften-Artikel

9.3.1 Diskus

ALLES für DICH. Die sozialen Einrichtungen der Universität Frankfurt. Diskus 5/1952
Barth, Heinz P. Einmalige Chance. Diskus 1/1958
Das alte Portal. Diskus 3/1961
Die Universitätsstadt. Diskus 3/1953
Eichhorn, Bernd. Sichtbeton und Stahlskelett. Ferdinand Kramers Universität. Diskus 4/1991
Forschung in Ruinen. Diskus 7/1952
Gruppe, Günther. Zur Baupolitik der Universität. Diskus 6/1953 (Im Bauhaus-Archiv-Katalog fälschlicherweise 7/1953)
Herkommer, Sebastian. Profan-Architektur heute. Diskus 7/1957
Iden, Peter. Fünfzehn Jahre Wiederaufbau. Diskus 5/1960
Kaiser, Horst Helmut. Schwarzwaldluft in Frankfurt. Diskus 6/1957
Kollatz, U. Berlins neue und Frankfurts unsichtbare Bibliothek. Diskus 4/1955
Marschall, Karl Joseph. Der Philosophenbunker. Diskus 3/1958 (Im Bauhaus-Archiv-Katalog fälschlicherweise als "Schwarwaldluft im Hörsaal")
Marschall, Karl Joseph. Großzügig im Kleinen. Diskus 4/1958
Marschall, Karl Joseph. In Bockenheim entsteht eine Universitätsstadt. Frankfurter Universität entwickelt einen Fünfjahresplan. Diskus 10/1958
Müller-Warmuth, Werner. Wer trägt die Verantwortung? Diskus 5/1953
Neues Studentenwohnheim an der Bockenheimer Warte. Diskus 8/1955
Philosophisches Seminar. Diskus 12/1960
Pläne und Projekte. Wie die Universität einmal aussehen soll. Diskus 9/1953
Rau, Friedrich. Universität im Aufbau. Diskus 2/1957
Rössle, Dr. E. Der Forschungsreaktor Frankfurt (FRF). Diskus 4/1958
Rund um Frankfurts Universität. Diskus 9/1955
Sabotka, M. (Leserzuschrift). Der Universitätsneubau findet nicht statt. Diskus 2/1955
Seminar-Neubau aus Stahl und Beton. Diskus 9/1958
Unser Studentenhaus. Diskus 10/1952

9.3.2 Bauen und Wohnen

Bauten der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M. BuW 10 (1955), S. 68-72
Reaktoranlage der Universität Frankfurt am Main. BuW 13 (1958), S. 401-403
Umbau der Universität Frankfurt a. M. BuW 9 (1954), S. 481 f

[82]

9.3.3 Bauwelt

Ferdinand Kramer 85 Jahre alt. BW 74 (1983), S. 73-74
Mensa der Universität Frankfurt/Main. BW 28 (1963), S. 792 f
Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. BW 45 (1965), S. 1269-1276
Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. BW 5/6 (1962), S. 133-136
Studentenwohnheim der Universität Frankfurt/Main. BW 17 (1959), S. 521-523

9.3.4 Andere Zeitschriften-Artikel

Mensa der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt. in: Architektur und Wohnform 74 (1966), S. 504-507
Posenenske, Paul. Ferdinand Kramers Frankfurter Universitätsbauten vor dem Abriß? in: Werk und Zeit 1/1988, S. 35 f
Wurm, Fabian. Bauten für den zweiten Blick. Die Architektur des Ferdinand Kramer. in: Frankfurter Hefte 2/1989, S. 145

9.4 Zeitungs-Artikel

9.4.1 Frankfurter Rundschau

Remszhardt, Godo. Dem Architekten Ferdinand Kramer. Zum 65. Geburtstag am 22. Januar. FR, 22.01.1963
ders. Erinnerung und Zuversicht. Ausstellung zur Fünfzig-Jahr-Feier der Universität. FR, 10.06.1964
ders. Dem Architekten Ferdinand Kramer zum 70. Geburtstag. FR, 22.01.1968
Neumann, Eckhard. Form aus Funktion. Zum 75. Geburtstag Ferdinand Kramers. FR 20.01.1973
Zur Person. Ferdinand Kramer. FR, 09.06.1978
"Man hätte mich ja auch mal fragen können..." Westhausen-Miterbauer zur gegenwärtigen Stadtplanung. FR, 23.06.1980
Schreiber, Jürgen. "Bis zur Unkenntlichkeit entstellt" Das Rentnerhotel Budgeheim erscheint heute als Symbol zerstörter Zukunft. FR, 29.06.1981
Rhode, Werner. Sogar die Uhr war quadratisch. Der Frankfurter Architekt und Designer Ferdinand Kramer im Berliner Bauhaus-Archiv. FR, 17.01.1983
Petermann, Werner. "Wir haben Hochkonjunktur der Stilmaskeraden" Ausstellung zu Ehren des Frankfurters - aber in Berlin. FR, 19.01.1983
Amerika, du hast es besser. Wie die Kramer-Ausstellung doch nach Frankfurt kommt. FR, 22.01.1983
Der alte Mann und die Stadt. Bittere Wahrheiten eines fast Vergessenen. FR, 10.11.1983
Petermann, Werner. Erinnerungen wurden zu Geschichte. Westhausen-Geburtstag. FR, 19.11.1983
Wurm, Fabian. Abreißen? Ferdinand Kramers Frankfurter Uni-Bauten in Gefahr. FR, 11.09.1987
Universitätsplanung: Viel Streit und wenig konkrete Ergebnisse. Erste Stufe des Ideenwettbewerbs über die städtebauliche Einbindung ist abgeschlossen / Hochhäuser oder lockere Bebauung? FR, 19.03.1988
Wurm, Fabian. Überraschende Revision. Die Baupläne für die Frankfurter Universität. FR, 22.12.1988
Pionier der klaren Form. Ausstellung über den Architekten Ferdinand Kramer. FR, 07.09.1991
Kompakt und praktisch - die Sitzbadewanne kommt zu neuen Ehren. "Kramer-Möbel", "Kramer-Häuser" - Lore Kramer kämpft auch um das ideelle Erbe ihres Mannes Ferdinand. FR, 15.08.1994

9.4.2 Frankfurter Allgemeine Zeitung

Rahms, Helene. Betonfachwerk und helle Klinker. Der Architekt Ferdinand Kramer. FAZ, 16.05.1957
Nitschke, Heinrich. Ferdinand Kramer siebzig Jahre alt. Der Architekt und Ehrenbürger der Universität hat am Montag Geburtstag. FAZ, 20.01.1968
Rahms Helene. Ferdinand Kramer 70. FAZ, 22.01.1968
dies. Späte, aber noble Anerkennung. Ein Werkkatalog für Ferdinand Kramer. FAZ, 23.01.1975
dies. Ein Avantgardist. FAZ, 28.11.1981
Pionier der Einfachheit. FAZ, 24.01.1983
Menschen als Präriewesen. Zu einem Film über den Architekten Ferdinand Kramer. FAZ, 10.11.1983
Der Maßstab des Menschlichen. Ferdinand Kramer beim "Mittagsgespräch" des Frankfurter Hochbauamtes. FAZ, 14.11.1984
Rahms, Helene. Karge Epoche. Zum Tod des Architekten Ferdinand Kramer. FAZ, 05.11.1985

9.4.3 Andere Zeitungsartikel

Ditzen, Lore. Kultur der Einfachheit. Begegnung mit dem Werk Ferdinand Kramers im Berliner Bauhaus-Archiv. Süddeutsche Zeitung, 12.01.1983
Sack, Manfred. Bewundert, beschimpft: ein Funktionalist. Ferdinand Kramer, Architekt und Designer - Sein Prinzip heißt: Einfachheit. Die Zeit, 28.01.1983
Marquard, Christian. Keiner von den Old Boys aus Dessau. Architektur und Design von Ferdinand Kramer. Stuttgarter Zeitung, 09.07.1983
Schmidt, Doris. Ein sanfter Pionier. Zum Tod des Architekten Ferdinand Kramer. Süddeutsche Zeitung, 07.11.1985
Wurm, Fabian, Edelmann, Thomas. "Schöne Grüße vom Barbaren" Zum Tode des Frankfurter Architekten Ferdinand Kramer. in: taz, 16.11.1985
Stock, Wolfgang Jean. Moderne vor dem Abriß? In Frankfurt sind bedeutende Nachkriegsbauten bedroht. Süddeutsche Zeitung, 17.03.1988
Universität Frankfurt erhält ein neues Gesicht. in: Uni-Report 1, 11.01.1989, S. 1 f
"Forschung und Lehre am Turm" - zum ersten. Uni-Report 10, 26.10.1994
Neues Domizil für Geisteswissenschaften gesichert. Uni-Report 10, 26.10.1994


[1] in: Erd, Rainer (Hrsg). Kulturstadt Frankfurt. Szenen. Institutionen. Positionen. Frankfurt, 1990. S. 233-250
[2] zitiert nach: Wurm, Fabian. Abreißen? Ferdinand Kramers Frankfurter Uni-Bauten in Gefahr. FR, 11.09.1987
[3] zitiert nach: Posenenske, Paul. Ferdinand Kramers Frankfurter Universitätsbauten vor dem Abriß? in: Werk und Zeit 1/1988, S. 35
[4] In Bremen verbrachten wir Stunden damit, in einem einzigen Gebäude das Germanistische Institut zu suchen, was uns aber aufgrund der übersichtlichen Architektur nicht gelang. Im Gegenteil waren wir froh, den Ausgang wiederzufinden. In der Anfangszeit sind in diesem Gebäude mehrere StudentInnen verhungert, die dieses Glück nicht hatten. Seitdem liegen in den Gängen (damit man sie auch wirklich findet) Survival Packets aus.
[5] Die bauliche Entwicklung der Universität Frankfurt. Vorgelegt von der Planungsgruppe der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Juli 1981
[6] So zitiert in der Frankfurter Rundschau vom 09.06.1978
[7] So zum Beispiel Thomas Blanke, der das Jügelhaus als einziges mögliches Repräsentationsgebäude der Universität von "betonstarren Zweckbauten" umstellt sieht. Allerdings scheint seine Erinnerung an Frankfurt eigenartig getrübt, hält er doch den hinteren Teil der Universitätsbibliothek für das Straßenbahndepot. Blanke, Thomas. Freistaat Bockenheim. Metamorphosen eines Stadtteils. Eine Hommage. in: Erd, Rainer (Hrsg.). a.a.O., S. 118 ff
[8] Nach Oberbürgermeister Vogt; in: Die bauliche Entwicklung... a.a.O., S. 22
[9] ibd., S. 24
[10] Fetscher, Iring. Sozialwissenschaft nach Adorno. in: Erd, Rainer. a.a.O., S. 93
[11] siehe auch Uni-Report Nr. 10, Jg. 27, vom 26.10.94
[12] Die bauliche Entwicklung... a.a.O., S. 31
[13] So der Leiter des Hochbauamtes Martin Elsaesser, der eine Zentralbibliothek mit Auditorium Maximum an der Stelle des heutigen Juridicums entwarf, deren Buchspeicher 26 Etagen haben sollte. Diese Planungen wurden aus finanziellen Gründen nicht verwirklicht, allerdings wird implizit später recht häufig auf sie verwiesen.
[14] Die bauliche Entwicklung... a.a.O., S. 38 f
[15] ibd., S. 53 f
[16] Die genauen Umstände, die zur Genehmigung der Neueröffnung führten sind recht hübsch beschrieben von Willy Hartner im Jahrbuch der Johann Wolfgang Goethe-Universität von 1964, S. 105 - 119
[17] Die bauliche Entwicklung... a.a.O., S. 53 ff
[18] Diskus 7/1952, S. 12
[19] Die bauliche Entwicklung... a.a.O., S. 60 f
[20] nach Heun, Bernhard. Von der Schließung zur Wiedereröffnung. in: Jahrbuch der Johann Wolfgang Goethe-Universität 1964, S. 99 - 104
[21] Diese und die meisten folgenden Angaben aus: Universitätsvertrag 1953. Vertrag zwischen dem Lande Hessen und der Stadt Frankfurt am Main über die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main vom 1. und 15. Dezember 1953
[22] nach Krach, Johannes. Frankfurt und die Hochhäuser. Noch unveröffentlichtes Typoskript mit Abbildungen. Nürnberg, ohne Jahr. Siehe auch das Kapitel über die Baugeschichte der Uni nach Kramers Pensionierung.
[23] Diskus 10/1952, S. 6
[24] Nach unserer bescheidenen Meinung neben den Gebäuden des Biologischen Camps eindeutig das schönste Haus der Uni; man beachte das Treppenhaus, die überdachte Terrasse am heutigen Dekanat und die Konstruktion der Bibliothek.
[25] Diese Möbel sind von einer erstaunlichen Langlebigkeit: "Viele, die sie damals kauften, gebrauchen diese Möbel noch immer. Auch die über neunzigjährige Grete Schütte-Lihotzky in Wien lebt mit Kramers Klapptisch und Hocker, die sie 1927 von Ernst May zur Hochzeit bekommen hatte. Und überraschend war es für mich, im Herbst 1987 zu sehen, daß auch Leo Löwenthal in Berkeley an Kramers Schreibtisch arbeitet und andere Stücke dieses Möbelprogramms noch täglich gebraucht (...)." Kramer, Lore. Die "amerikanischen" Kramermöbel. Kontinuität und neue Perspektiven im Exil. in: Ferdinand Kramer. Der Charme des Systematischen. Herausgegeben von Claude Liechtenstein im Auftrag des Museums für Gestaltung Zürich. Gießen, 1991. S. 62
[26] Ein von ihm nach dem Besuch der Thonet-Werke verfaßter, in der Frankfurter Zeitung vom 15.04.1929 veröffentlichter, Artikel trägt den Titel "Täglich 18000 Stühle".
[27] In der Frankfurter Zeitung vom 26.10.1929 anläßlich des II. Internationalen Kongresses für Neues Bauen (CIAM). Ornament und Verbrechen erschien erstmals 1908.
[28] "Verschandelung" bedeutet hier, daß das Haus ein Flachdach erhalten sollte.
[29] Als "Abschiedsgeschenk" gab es noch eine Ausstellung, in der Kramers Arbeiten als Beispiele "entarteter Architektur" präsentiert wurden.
[30] Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang das "Three-in-one"-Mehrzweckmöbel, das entweder als Hocker, Bücherregal oder Beistelltisch genutzt werden kann (und in allen diesen Zuständen etwas überaus Improvisiertes an sich hat).
[31] Der Eingang widersprach schon 1907 den baupolizeilichen Vorschriften. Daß es sich um den Eingang der Universität handelte, konnte man daran erkennen, daß auf den an der Tür befestigten Blechbriefkasten mit weißer Ölfarbe das Wort "UNI" geschmiert war.
[32] Leider verbietet uns der Rahmen dieser Arbeit, ausführlich auf Kramers Überlegungen zum Bau von Bibliotheken einzugehen, obwohl Kramers Organisation der Universitätsbibliothek grundsätzliche Überlegungen zum Verhältnis von kapitalistischer Produktionsweise (Taylorisierung!) und Wissenschaftsbetrieb nahelegt. Allerdings erwies sich der Gegenstand bereits in unseren Vorgesprächen als dermaßen komplex, daß wir ihn nicht im Rahmen einer Seminararbeit - gewissermaßen en passant - abhandeln möchten.
[33] Kramer, Ferdinand. Bauen für die Wissenschaft. in: Deutsche Universitätszeitung 6/60, S. 17
[34] ibd. S. 113
[35] zitiert nach Eichhorn, Bernd. Sichtbeton und Stahlskelett. Ferdinand Kramers Universität. in: Diskus 4/1991, S. 52 (der seine Quellen freundlicherweise für sich behält).
[36] Selten hat jemand seine Aufgabe so plastisch und gleichzeitig reflektiert beschrieben, so daß es uns schier unmöglich war sie in ähnlich adäquater Weise zu paraphrasieren.
[37] Selbstverständlich freut es uns, ProfessorInnen einmal als die egozentrischen und keinerlei Reflexion unterworfenen fremdartigen Wesen dargestellt zu sehen, die sie ja auch sind!
[38] Kramer, Ferdinand. Hochschulplanung gestern und heute. in: Bauen und Wohnen 8/1962, S. 315. (Hervorhebung durch uns)
[39] Kramer, Ferdinand. Bauen für die Wissenschaft. a.a.O., S. 17
[40] ibd. S. 17
[41] nach der Werkliste von Barbara Hauß-Fitton
[42] Die Gewächshäuser, Labor- und Wirtschaftsgebäude wurden laut Werkliste 1966 errichtet, werden aber im Jahrbuch der Johann Wolfgang Goethe-Universität von 1965 bereits als fertig behauptet (???).
[43] Die Stühle aus grauem Stahlrohr mit schwarzer Sitzfläche und Lehne aus Holz sind allgemein beliebt und schmücken mancherlei StudentInnen-Bude.
[44] Worin vielleicht die Ursache für Kramers geringen Bekanntheitsgrad liegt.
[45] Ein weiteres Beispiel für einen frühen Stahlbetonskelettbau in Frankfurt ist das heute noch existierende Bürohaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes von Max Taut (1930) in der Wilhelm Leuschner-Straße.
[46] Ferdinand Kramer bei seiner Rede zur Einweihung des zweiten Bauabschnitts (1966): "Wer nicht loskommt von der Ästhetik eines Hauses mit dem Portal in der Mitte und einer primitiven Symmetrie, die gerade bis drei zählen kann, wird glauben, sich empören zu müssen über einen Mangel an Symmetrie in der Verteilung von Balkonen und dem Vor und Zurück der Wände dieser Gebäude. Er mißachtet damit von vornherein das Recht der darin Arbeitenden auf sinnvolle Organisation ihrer Arbeit. Diese Notwendigkeiten haben zwangsläufig zu dieser Architektur geführt." in: Bauwelt Heft 33/1966, S. 937
[47] Liechtenstein, Claude. Werkkatalog. in: ders. (Hrsg.), a.a.O., S. 246
[48] Gropius lehrte seit 1937 in Harvard; Mies van der Rohe seit 1938 am Illinois Institute of Technology in Chicago, wo er nicht nur zwanzig Jahre lang die Architekturabteilung leitete, sondern auch den neuen Campus entwarf.
[49] Was sich durchaus auch auf die Gebäude selbst bezieht, die von einem der renommiertesten amerikanischen Architekturbüros (Skidmore, Owings & Merrill) entworfen wurden: Junge deutsche Architekten wurden an den Planungen beteiligt, um Einblick in die Konstruktionsmethoden gewinnen zu können.
[50] Als Hauptvertreter dieser Bauweise gilt Le Corbusier, mit dessen leberwurstförmigen Pilotis (zum Beispiel bei der Unité d'Habitation in Marseille) die ungleich grazileren Betonstreben Kramers jedoch wenig zu tun haben.
[51] Hansen, Astrid. Bauten für die Wissenschaft. in: Liechtenstein, Claude (Hrsg.), a.a. O., S. 88
[52] Auf die sich hier andeutende asketische Haltung Kramers, die leider manchmal ein wenig sinnesfeindliche Züge annimmt, werden wir in einem späteren Kapitel zu sprechen kommen.
[53] Curtain-Wall-Konstruktion: Die vorgefertigten Fassadenteile werden nur noch in das fertig errichtete Stahlgerüst eingehängt.
[54] Rahms, Helene. Ferdinand Kramers Frankfurter Universitätsbauten. in: Bauhaus-Archiv Berlin (Hrsg.), a.a.O., S. 26
[55] Dazu Ferdinand Kramer: "Zwar bin ich gefragt worden, wann endlich die Betonbretter verschwinden würden, die wohl noch von den Malerarbeiten her vergessen wurden. Dafür hat sich wiederum der Direktor der Augenklinik sehr begeistert über die Wirkung der Sonnenblenden geäußert. Er glaubt sogar, daß sie die Vorhänge überflüssig machen könnten und der Tapezierer keine Gemütlichkeit mehr um die Fenster zu drapieren hat."
Kramer Ferdinand. Rede eines Baumeisters vor Naturwissenschaftlern angesichts des Neubaus der Institute für Pharmazie und Lebensmittelchemie. in: Bauwelt Heft 32/1958. S. 779. Am Mathematischen Institut I hat man die "Betonbretter" im Zuge der Renovierung durch eine türkisfarbene Metallkonstruktion ersetzt.
[56] Posener, Julius. Ferdinand Kramers Architektur. in: Bauhaus-Archiv Berlin (Hrsg.), a.a.O., S. 11
[57] Ein naheliegendes Beispiel ist in diesem Fall das neue Gebäude unterhalb des AfE-Turmes, dessen - in seiner Plumpheit an eine Tiefgarage erinnernde - Eingangsbereich es auf genau diese Wirkung abgesehen zu haben scheint. Ganz zu schweigen von den allesamt nur klofenstergroßen Fenstern und der abscheulichen Farbgebung.
[58] Besonders schön ist das zur Gräfstraße hin verglaste Treppenhaus des Hörsaalgebäudes mit seinem regelmäßigen Muster.
[59] Die schönen Kramerschen Glastüren sind denn auch das einzige, was den Aufenthalt im Jügel.Haus vom ästhetischen Standpunkt aus halbwegs erträglich macht.
[60] Ein weiteres Merkmal, das Kramers Bauten von denen der Postmoderne unterscheidet.
[61] Rahms, Helene, a.a.O., S. 27
[62] a.a.O. S. 26
[63] Hansen, Astrid. a.a.O., S. 82-93
[64] In der Uni-Baugeschichte ist dieser Plan nicht abgedruckt, wir sahen nur eine sehr schlechte Kopie, die im Besitz des Werkbundes ist.
[65] Große Ähnlichkeit besteht zum etwa gleichzeitig entstanden Komplex der Uni Bremen. Allerdings konnte dort der Architekt noch viel ungehemmter seine Alpträume vergegenständlichen als in Frankfurt.
[66] Kluge, Alexander. Repräsentation fällt immer brutal aus. in: Christ und Welt, 28.12.1958, zitiert nach: Bauhaus-Archiv Berlin (Hrsg.), a.a.O., S. 118
[67] Die architekturgeschichtliche Rezeption der Kramerschen Werke ist nicht Gegenstand dieses Kapitels.
[68] Steinert, Heinz. Stadt und Universität oder Die einzige U-Bahn-Station der Welt mit direktem Anschluß an eine Universitätsbibliothek. in: Erd, Rainer (Hrsg.), a.a.O., S. 237
[69] ibd., S. 237
[70] Abgesehen von dem Umstand, daß wir von Steinert eigentlich schlauere Äußerungen gewöhnt sind.
[71] Hansen, Astrid, a.a.O., S. 85. Nebenbei bemerkt findet man diese Einstellung vor allem bei Angestellten öffentlicher Institutionen, wie Krankenkassen, Bafög-Ämtern, usw., die sich stets so benehmen, als wolle man ihnen persönlich ans Sparkonto und als müßten sie ob dieser Zumutung bald am Hungertuch nagen.
[72] Immerhin kann man Kramer nicht vorwerfen, daß er sich privat anders verhalten hätte: Bilder seiner Wohnung zeugen von einer kaum noch zu überbietenden Askese in der Einrichtung.
[73] Woran sich bis heute - abgesehen von der Phase der Prosperität Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger Jahre, als die neugegründeten Hochschulen aufeinmal wie Pilze aus dem Boden schossen - nicht viel geändert hat.
[74] Kramer, Ferdinand. Rede eines Baumeisters vor Naturwissenschaftlern angesichts des Neubaus der Institute für Pharmazie und Lebensmittelchemie. in: a.a. O., S. 779
[75] Adorno, Theodor W. Funktionalismus heute. in: ders. Ohne Leitbild. Parva Aesthetica. Frankfurt a.M., 1967. S. 119
[76] Kramer, Ferdinand. Rede zur Einweihung des Phlosophischen Seminargebäudes. in: Bauwelt Heft 15/1961. S. 432
[77] Darüber, daß das real natürlich ganz anders und die wissenschaftliche Arbeit nicht weniger Zwängen ausgesetzt ist als die vulgäre Erwerbsarbeit, müssen wir uns hier wohl kaum auslassen.
[78] Posener, Julius, a.a.O., S. 14
[79] ibd., S. 14
[80] Steinert, Heinz. a.a.O., S. 245
[81] Adorno, Theodor W. Traumprotokolle. in: ders. Gesammelte Schriften. Band 20.2. Herausgegeben von Rolf Tiedemann. Frankfurt a.M., 1986. S. 577
[82] Wir weisen darauf hin, daß die Numerierung der Bauwelt zwar scheinbar fortlaufend ist, uns nichtsdestotrotz größte Rätsel aufgibt. Eventuelle Ungereimtheiten gehen nicht auf unser Konto.