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Inhalt
Einleitung
1 Zur Methodik der Standortplanung
1.1 Die Analyse-Phase
1.2 Die Ziel-Phase
1.3 Die Strategie-Phase
1.4 Die Ausführungs-Phase
2 Beispielhafte Kriterien bei Freizeitgroßprojekten
2.1 Vorbemerkung
2.2 Arenen
2.3 Freizeitparks
2.4 Ferienzentren, Center-Parks
2.5 Multiplex-Kinos
3 Kriterien aus der Sicht der Raumordnung
4 Positive und negative Auswirkungen der Standortentscheidung
5 Entwicklungslinien und Trends
Literaturverzeichnis
"Sich erholen" gewinnt in unserer Gesellschaft seit
über zwei Jahrzehnten einen immer höheren Stellenwert.
Begünstigt wird dies durch die Zunahme von Freizeit. Aufgrund
der Tatsache, daß die meisten Menschen in ihrer Freizeit
nicht Ruhe suchen, sondern leider genau das Gegenteil, boomt der
Freizeitsektor. Traditionelle, meist öffentliche Freizeiteinrichtingen
reagierten auf die geänderte Freizeitnachfrage nur unzureichend.
Es gab einen Strukturwandel und kommerzielle Betreiber brachten
neue Formen von Freizeiteinrichtungen hervor: großflächige
Anlagen, wie z.B. Arenen, Freizeitparks, Center-Parks und Mulltiplex-Kinos.
Die Standortplanung dieser Freizeitgroßprojekte soll in
diesem Referat nun behandelt werden.
Die Standortplanung ist ein komplexer Problemlösungsprozeß. Daher empfiehlt sich eine Einteilung in verschiedene Planungsphasen.
In der Analyse-Phase werden möglichst viele für die Planung relevante Informationen systematisch erfaßt und verarbeitet. Dabei werden sogenannte Standortfaktoren bestimmt. So untersucht die Standortfaktorenanalyse relevante Standorteigenschaften für die Zielerreichung. Eine Übereinstimmung der Standortanforderungen mit den Standortbedingungen ist günstig für eine Unternehmung. Ergibt eine Standortuntersuchung, daß ein Standort über mehr Bedingungen verfügt, als ihm durch die Standortanforderungen abgefordert werden, so verfügt dieser über Standortreserven. Naturgemäß sind derartige Standorte allerdings teurer als knapper ausgestattete.
Als wichtige Standortfaktoren gelten:
Die Auswahl, Gewichtung und Bedeutung der Faktoren sind je nach Art des Vorhabens unterschiedlich. Deshalb müssen verschiedene Standortfaktorenprofile aufgestellt werden. Zu beachten ist, daß mit Standortentscheidungen meist eine langfristige Bindung einhergeht. Werden nur aktuelle Standortbedingungen berücksichtigt, führt dies zu einer statischen und vergangenheitsorientierten Analyse. Daher ist es wichtig, daß nicht nur aktuelle Anforderungen und Bedingungen erfaßt werden, sondern auch zukünftige Entwicklungen. Die Gefahr, daß sich Standortfaktoren negativ verändern, nennt man Standortrisiko. Da zukünftige Entwicklungen nie genau vorhergesagt werden können, kann ein optimaler Standort nicht geplant werden.
Die Ziel-Phase orientiert sich an den in der Analyse-Phase untersuchten Situation und an den aufgestellten Oberzielen. Konkrete Ziele sollen festgelegt werden.
Ziel der Standortplanung ist die Optimierung der Standortstruktur. Des weiteren soll das Verhältnis der standortabhängigen Kosten zu den standortabhängigen Erlösen langfristig am günstigsten sein.
Da die Folgen einer Standortplanung meist einen großen Einfluß auf die natürliche Umwelt bedeuten, sind auch Umweltziele zu berücksichtigen. Allerdings sind umweltorientierte Standortentscheidungen der Unternehmen immer noch die Ausnahme. So wird die ökologische Seite der Standortplanung selten von den Unternehmen selber berücksichtigt, sondern von außen, z.B. durch Gesetzgebung, Kommune, Öffentlichkeit etc., bestimmt. Maßgeblich sind auch die Umweltziele der Stadt- und Regionalplanung, die zur Vermeidung oder Verminderung von Umweltbelastungen dienen.
Trotz zahlreicher Restriktionen aufgrund der Umweltbedingungen besteht ein Handlungsspielraum. Die Aufgabe der Strategie-Phase ist es nun, den günstigsten Weg zur Realisierung der gewünschten Ziele zu erarbeiten. Potentielle Handlungsalternativen müssen gefunden werden und miteinander verglichen werden. Mit einem Maßnahmenkatalog als Hilfsmittel wird der Handlungsbedarf, der in der Analyse- und Ziel-Phase festgestellte wurde, konkretisiert.
Leitbilder von Strategien sind:
Die Strategieauswahl ist meist ein komplexer Bewertungsprozeß. Als Hilfsmittel dienen Methoden und Modelle, wie z.B. Punktbewertungsverfahren, Portfoliotechniken, Simulationsmodell etc.
Die Wahl von Strategien ist häufig mit der Investition von Kapital verbunden. Daher besteht auch eine enge Beziehung zwischen der Standortplanung und der Investions- und Finanzplanung.
Der Inhalt der Ausführungsphase ist die konkrete Planung der zuvor beschlossenen Strategien.
Die Auswahl bei der Standortbestimmung erfolgt häufig in
mehreren Stufen. In der ersten Stufe wird der Makrostandort festgelegt,
d.h. das Land oder die Region bestimmt. Die zweite Stufe ist die
Auswahl des Mikrostandorts. So werden innerhalb des Makrostandortes
möglichst viele Standorte gesucht, die den aufgestellten
Anforderungen entsprechen. In einer Feinauswahl werden diese z.B.
mit einem Punktbewertungsverfahren verglichen. Zudem wird die
in der Strategie-Phase durchgeführte Investitionsrechnung
anhand der einzelnen Grundstücksalternativen überarbeitet.
Die Ausführungs-Phase endet mit der Standortempfehlung. Konkrete
zeitliche und inhaltliche Vorgaben für die Umsetzung sollten
dabei eingearbeitet sein.
Die planerische Bewertung von Freizeitgroßprojekten wirft auf der methodischen Ebene Probleme auf. Im Gegensatz zu großflächigen Einzelhandelsprojekten gibt es bei Freizeit-Großeinrichtungen keine anerkannten Beurteilungsroutinen oder Richt- und Erfahrungswerte. Zudem war von den Betreibern kaum Auskunft zu bekommen, da insbesondere amerikanische Tochterunternehmen generell an Außenstehende keine Informationen weitergeben.
Standortorientierung
Die Wahl des Makrostandortes fällt vorwiegend auf bevölkerungsmäßig hoch verdichtete Regionen (z.B. Rhein-Ruhr-Agglomeration) oder Großstädte, die ein ausreichendes Nachfragepotential vorweisen. Ein Problem ist, daß in den Ballungszentren und Großstädten Flächenknappheit herrscht. So befinden sich Arenen häufig in Cityerweiterungsgebieten oder am Stadtrand in Angliederung an bestehenden Einrichtungen wie z.B. Sportzentren (Gelsenkirchen) oder Messegeländen (Düsseldorf). Ziel ist es, Agglomerationsvorteile zu nutzen, sowie die
Agglomerationstendenzen
Messen, Freizeitzentren und Veranstaltungshalllen zeigen Agglomerationtendenzen.
Die dabei entstehenden Komplementärnutzungen sind sehr erwünscht,
denn diese steigern die Gesamtattraktivität eines Standortbereichs,
was zu einem noch größeren Einzugsbereich führt
(kollektiver Einzugsbereich).
Kriterien der Standortplanung
Standortorientierung
Die Standorte von Freizeitparks befinden sich vorrangig in den
Außenbereichen von Gemeinden. Großräumig liegen
sich im Einzugsbereich größerer Bevölkerungsagglomerationen.
Kriterien für die Standortwahl
Einzugsbereich
Es wird davon ausgegangen, daß die Besucher eines Freizeitparks für den Anfahrtsweg anderthalb bis zwei Stunden in Kauf nehmen. Befragungen haben gezeigt, daß etwa die Hälfte der Ausflügler mehr als 150 km zu einem Freizeitpark fahren würden.
Standortorientierung
Eine landschaftlich reizvolle Umgebung gehört zu dem Grundkonzept von Ferienzentren. Daher werden landschaftlich attraktive Regionen als Standort bevorzugt. Dazu sollen sich die Standorte im weiteren Einzugsbereich von Ballungsregionen (Anfahrtswege bis zu 3 Stunden) befinden. So ist eine bereits erschlossene Fremdenverkehrsregion (z.B. Hunsrück, Eifel, Lüneburger Heide) prädestiniert für Ferienzentren mit einem halboffenen Konzept (peripherer Standort). Anlagen mit einem geschlossen Konzept (z.B. CenterParcs) sind, aufgrund ihrer partiellen Autarkie, weniger an infrastrukturelle Voraussetzungen gebunden (isolierter Standort).
Ziel von Ferienzentren ist es, trotz großer Eingriffe in die Natur und Landschaft, den Eindruck von Naturnähe zu erwecken. Das Unternehmen CenterParcs bevorzugt daher besonders Kiefernwälder als Standorte. Denn dort können relativ schonend und einfach Bungalows errichtet, sowie zusätzliche künstliche Gewässer angelegt werden. Das Parkgelände ist somit attraktiv zum Spazierengehen und Radfahren, zumal Autos nur für die An- und Abreise zugelassen sind. In der Werbung wird dies als "unberührte Natur" angepriesen.
Die Makrostandortwahl fiel für CenterParcs bisher für Gebiete im Binnenland ohne entwickelten Fremdenverkehr aus. Bei neueren Projekten, wie z.B. Gran Dorado und Sun Parks, liegen die Standorte entweder an der Küste oder in touristisch entwickelten und attraktiven Gebieten, wie z.B. Lüneburger Heide oder Eifel. Die Attraktivität der Umgebung als Ausflugsziel und als Aktivitätsbereich gilt als zunehmend bedeutsamerer Standortfaktor.
Standortorientierung
Die Standortwahl für Multiplex-Kinos orientiert sich an Siedlungsschwerpunkten von Agglomerationen sowie an Städten mit oberzentraler Funktion. Bei der Wahl des Mikrostandortes gibt es unterschiedliche Strategien. So bevorzugen die Tochterunternehmen amerikanischer Betreiber, wie z.B. UCI und Warner Bros., periphere Standorte mit Angliederung an bereits bestehende Einkaufs- oder Freizeitzentren (Bochum, Gelsenkirchen, Leipzig). Deutsche Kinobetreiber, wie z.B. der Flebbe-Filmtheaterbetrieb (Cinemaxx), Neue Constantin, Thomas-Filmtheater und die Ufa AG, wählen dagegen eher innerstädtische Standorte (Hannover, Essen, Kiel, Köln). Typisch ist die Nutzung von Synergieeffekten, wie z.B. hohes Besucheraufkommen, Bekanntheit des Standortes etc.
Multiplex | Betreiber | Standort | |||||
UCI Hürth Park | UCI | Stadtrand (EKZ) | |||||
Cinemaxx Hannover | Flebbe | Innenstadt | |||||
Warner Cinema Gelsenkirchen | Warner Bros. | ||||||
Ruhr-Park Bochum | UCI | Stadtrand (EKZ) | |||||
Cinemaxx Essen | Flebbe | Innenstadt | |||||
Cinedom Köln | Neue Constantin | Innenstadt | |||||
UFA-Palast Dresden | UFA | Innenstadt | |||||
Saale-Park Leipzig, Günthersdorf | UCI | Grüne Wiese (EKZ) | |||||
Maxx München | Flebbe | Innenstadt | |||||
Warner Cinema Mühlheim | Warner Bros. | Innenstadt | |||||
Hamburg | Olympic FTB Heinz Riech OHG | Innenstadt | |||||
Stadthallen Filmpalast Lübeck | Kieft & Kieft | Innenstadt | |||||
UFA-Palast Köln | Olympic FTB Heinz Riech OHG | Innenstadt | |||||
Kinopolis Frankfurt/Sulzbach | Theile Gruppe | Grüne Wiese (EKZ) | |||||
Extra Kinocenter Koblenz | Extra Cinema GmbH | Gewerbege-biet | |||||
Cinemaxx Kiel | Flebbe | Innenstadt | |||||
UFA-Palast Erfurt | UFA | Innenstadt | |||||
Omniplex Aalen | Omniplex Filmtheater | Stadtrand | |||||
Cinecitta Nürnberg | Wolfram Weber | Innenstadt | |||||
Cinemaxx Halle | Flebbe | Innenstadt | |||||
Cinestar Rostock | Kieft & Kieft | EKZ | |||||
UFA-Filmpassage Osnabrück | Rosenhof und Universum | Innenstadt | |||||
Cinema Ober-hausen im CentrO | Warner Bros. | Stadtrand | |||||
Cinemaxx Magdeburg | Flebbe | Innenstadt | |||||
Cineplaza Bayreuth | Thomas-Filmtheater | Innenstadt |
Einzugsbereich
Der mittlere Einzugsbereich wird bei Großkinos auf ca. 25-30
km geschätzt. Bei peripher gelegenen Multiplex-Kinos liegt
die Maximalentfernung bei rd. 60 km. Die Besucher von innenstadtorientierten
Großkinos legen im Mittel rd. 18 km zurück.
Die Kommunen können mit verschiedenen Instrumenten die Standortplanung
von großflächigen Freizeiteinrichtungen beeinflussen.
Die Instrumente befinden sich hauptsächlich im Baugesetzbuch
(BauGB) und in der Baunutzungsverordnung (BauNVO). Des weiteren
müssen bei der Ansiedlung von Freizeitgroßprojekten
die Richtlinien der Landes- und Regionalplanung berücksichtigt
werden. Weiterhin hat die Ministerkonferenz für Raumordnung
Grundsätze zur Bestimmung von Standorten für großflächige
Freizeiteinrichtungen verabschiedet:
1. In der Regel nicht in Betracht kommende Gebiete:
2. In Ausnahmefällen in Betracht kommende Gebiete:
3. Grundsätzlich in Betracht kommende Gebiete:
4. Kleinräumige Standortkriterien
Freizeiteinrichtungen sollen nach Möglichkeit in bestehende Siedlungsbereiche integriert oder zumindest in Anlehnung an diese errichtet werden. Im Außenbereich ist der Umnutzung bereits vorhandener baulicher Einrichtungen gegenüber der Errichtung neuer baulicher Anlagen Vorzug zu geben.
Freizeiteinrichtungen mit hohem Besucherverkehr sollen an öffentliche Verkehrsmittel angeschlossen sein und/oder eine direkte Anbindung an bestehende, leistungsfähige Bundesfernstraßen haben.
(Quelle: Ministerkonferenz für Raumordnung (1992), Entschließung
"Großflächige Freizeiteinrichtungen in der Raumordnung
und Landesplanung" vom 14. Februar 1992.)
Bei neueren Überlegungen zur Standortwahl überwiegen
die sozioökonomischen Aspekte. Empfehlungen zum Makro- und
Mikrostandort sind:
zum Makrostandort
zum Mikrostandort
Großprojekte sind sehr umstritten, sie tangieren viele Lebensbereiche
und beeinflussen nachhaltig die Umwelt. Je nach Betrachtungsweise
ergeben sich Vor- und Nachteile aus der Standortentscheidung.
Positive Auswirkungen
Negative Auswirkungen
Die Bedeutung des Freizeitsektors hat in den letzten drei Jahrzehnten stark zugenommen und die Umsätze der Freizeitindustrie steigen. Wachstums- und Erfolgsfaktoren lassen eine Fortsetzung der expansiven Entwicklung von Freizeitgroßprojekten erwarten, jedoch wird sich voraussichtlich Ende des Jahrzehnts bzw. Jahrtausends die Wachstumsphase verlangsamen.
In den letzten Jahren haben besonders Freizeitparks in den Erhalt und die Modernisierung investiert, um verstärkt Wiederholungsbesucher anzuziehen. Ebenso wird versucht, eine Nach- oder Zwischensaison zu etablieren. Zudem zeichnet es sich ab, daß sich die Einzugsbereiche von Großprojekten weiter vergrößern. Die Betreiber versuchen z.B. durch Gruppenreisenangebote oder die Bereitstellung von Übernachtungsmöglichkeiten auch den Ferneinzugsbereich zu erschließen.
Betrachtet man die Entwicklungen von multifunktionalen Großveranstaltungshallen im Ausland, so ist auch in Deutschland eine Zunahme der Ansiedlung zu erwarten. Bei der Planung von Arenen ist zu beobachten, daß versucht wird, die hohen Kapital- und Betriebskosten durch das Angliedern von hochrentablen Komplementärnutzungen (z.B. Freizeit-, Sport-, Wohn-, Gewerbe- und Dienstleistungsnutzungen) zu decken. Eine Entwicklung vom Standort der einzelnen Arena zu komplexen multifunktionalen Arealen ist absehbar.
Bei Multiplex-Kinos wird sich eine weitere Marktdurchsetzung bemerkbar
machen. Die Constantin-Warner-Cinemas GmbH plant für die
nächsten fünf Jahre etwa 15 weitere Großkinos.
Die Marktsättigung wird auf 50 Multiplex-Kinos in Deutschland
geschätzt. United Cinemas International (UCI) hält für
die nächsten fünf Jahre knapp 15 weitere Multipexe für
tragfähig.
Deutsche Gesellschaft für Freizeit (1993), Freizeit ´93.
Aktuelle Fakten und Trends. Erkrath 1993.
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Freizeiteinrichtungen im Freiraum - Freizietparks und Ferienzentren.
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Ministerkonferenz für Raumordnung (1992), Entschließung
"Großflächige Freizeiteinrichtungen in der Raumordnung
und Landesplanung" vom 14. Februar 1992.
Schill, Carl Otto (1990), Industrielle Standortplanung. Frankfurt,
Bern, New York, Paris: Peter Lang Verlag