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1. Naturräumliche Einführung

1.1. Relief und Böden Südfrankreichs

Das Relief Südfrankreichs stellt kein geschlossenes landwirtschaftliches Gebiet dar, sondern läßt sich in drei Bereiche gliedern, der Languedoc-Roussillon, das Rhônetal und die Region Provence-Côte d'Azur.

 

 

Der Languedoc erscheint im Gegensatz zum gebirgigen Massif der Provence als ein Amphitheater, das zum Meer hin geöffnet ist.[1] Eine Dreiteilung in Küstenebene mit zahlreichen étangs (Teichen), zwischen Küste und Gebirge liegender Hügelzone und in das Gebirge selbst mit einem in West-Ost-Richtung nach Aquitanien verlaufendem Korridor bietet sich an.

Charakteristisch für die zwischen 5 und 50 km breiten Küstenebenen des Languedoc sind die durch Strandwälle abgetrennten Salzwasserseen (étangs), die vielfach erst in jüngerer Vergangenheit durch die Akkumulationstätigkeit der Rhône und der Ausbildung einer Ausgleichsküste entstanden sind, wie historische Berichte über ehemalige Hafenstädte (Aigues-Mortes) belegen. Hinter der Küstenebene schließen sich die Costieres an, tertiäre Schotterterrassen, die heute hauptsächlich zur landwirtschaftlichen Nutzung verwendet werden. Vor dem Übergang in das bergige Hinterland (Cevennen bzw. Pyrenäen) befindet sich außerdem eine hügelige Übergangszone, die oft von der Garrigue gekennzeichnet werden, einer Vegetationsform die sich durch Büsche, Heidekräuter und kleinere Eichen auszeichnet. Entstanden ist diese Form anthropogen durch Rodungen oder Verbiß von Weidetieren.

 Profil des Languedoc von der Küstenebene bis in die Cevennen

 

 

Das Rhônetal trennt der Roussillon von der Provence und stellt eine Grabensystem dar, das sich über den Rheingraben bis nach Nordeurpa verfolgen läßt. Es ist durch Flußterrassen und fruchtbare Alluvialböden gekennzeichnet. Im Mündungsbereich bildet die Rhône ein Delta aus, das den Küstenabschnitt der Camargue darstellt. Hier bilden étangs und Sümpfe die vorherrschenden Landschaftsmerkmale.
Die Provence und Côte d'Azur geht in ihrem Küstenbereich von einer Ausgleichsküste bei Marseille östlich in die Steilküsten der Calandres und des Ésterel-Gebirgszuges über. Bis auf das Delta des Var wird das Gebiet von Toulon bis zur italienischen Grenze von den aus dem Hinterland einfallenden Seealpen geprägt. Gebirge aus Kalkstein wie das Plateau de Vaucluse und die Montagne de Lubéron durchziehen in ungefährer Ost-West Richtung vor allem den Ostteil der Provence. In den zwischen den Gebirgen liegenden Becken und Ebenen liegen vor allem die Zentren der Landwirtschaft. Die Gebirgsregionen und das Hügelland werden vor allem von der typischen Garrigue-Vegetation beherrscht.

Im Bereich des mediterranen Frankreiches herrschen entsprechend mediterrane rot-braune Böden, bzw. Terra Rossa vor. Ausnahmen bilden hier Flußebenen, wo Auenböden zu finden sind sowie saure Braunerden und Rendzinen im hügeligen Hinterland und im Gebirge. Außer diesem Bereich und einigen salzigen Sümpfen der Küstenebenen, eignen sich die Bodenverhältnisse gut zur landwirtschaftlichen Nutzung.

 

1.2. Das Klima

Das Klima ist mediterran geprägt, d.h. trockene Sommer und milde Winter dominieren. (Durchschnittstemperatur 6deg. C im Januar und 24deg. C im Juli) Die Hauptregenzeiten liegen im Herbst und im Frühjahr. Es kommt jedoch zum Auftreten von Frösten und Hagelschauer, was einen gewissen Unsicherheitsfaktor für die Landwirtschaft darstellt. Das Gebiet des Rhônetals ist außerdem durch den Mistral gekennzeichnet, einem kalten Nordfallwind, der düsenartig durch das Rhônetal weht. Er hat austrocknende Wirkung, verzögert die Reife der Anbauprodukte und bewirkt die Deflation des Bodens. Gegenmaßnahmen sind vielerorts Windschutzhecken, die den genannten Prozessen entgegenwirken sollen.

Insgesamt zeichnet sich das Klima durch eine starke Variabilität aus und zwar sowohl saisonal, als auch jährlich. Während der Regenzeiten können sich starke Regenfälle mit Platzregen und Überschwemmungen ereignen. Entsprechend hat das Klima auch Auswirkungen auf die Wasserstände der wenigen Flüsse, wodurch diese ihre Bedeutung für die Bewässerung in den trockenen Sommermonaten verlieren, so daß in der Landwirtschaft Obst und Gemüse bewässert werden muß.
 

2. Geschichtliche Entwicklung des mediterranen Südfrankreichs bis 1945

Die agrarische Nutzung Südfrankreichs begann schon in der Antike, wo mit Wein und Ölbäumen die zwei typischen Pflanzen der Mediterraneis angebaut wurden. Diese Pflanzen erwiesen sich dem sommertrockenen, mediterranen Klima als am besten gewachsen. Eine starke Intensivierung des Getreideanbaus fand später durch die Römer statt, die Kornkammern zur Versorgung ihres Reiches schaffen wollten. Um dies zu erreichen, schufen sie ein aufwendiges System zur Be- und Entwässerung der Küstenebenen, meliorierten den Boden und gründeten ein dichtes Siedlungssystem (Centuriatssystem), das den Grundstein zu vielen heutigen Besiedlungen legte. Der Großteil der einheimischen Bevölkerung lebte allerdings im gebirgigen Hinterland, wo transhumante Schafhaltung und extensiver Ackerbau die Lebensgrundlagen bildeten.

Allerdings beendete die Zerstörung dieser Kulturlandschaft während der Völkerwanderung jede Chance auf eine kontinuierliche Entwicklung der Agrarstruktur der Region.

Im Mittelalter versuchten Orden und Klöster an die Kolonisationsmaßnahmen der Antike wieder anzuknüpfen und erreichten eine allgemeine wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die im Spätmittelalter und im Absolutismus eine starke Zentralisierung nach sich zog. Mit der Konzentration des französischen Staates auf Paris rückte das mediterrane Frankreich ins Abseits und erlebte einen beispiellosen wirtschaftlichen Niedergang. Als im 19. Jahrhundert das nordafrikanische Kolonialreich ausgeweitet wurde, strömten große Teile der südfranzösischen Landbevölkerung dorthin, wodurch mit der Produktion von billigeren und höherwertigeren Agrarprodukten der Verfall der Landwirtschaft im Süden ihres Heimatlandes noch verstärkt wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte zudem der Ausbruch von zwei schweren Rebkrankheiten, der Mehltau (Oidium-Krise 1850) und die Reblaus (Phylloxera-Krise 1865 + 1885), zu einem fast völligen Ruin des Weinanbaus. Mittels moderner Anbau- und Schädlingsbekämpfungsmethoden (Düngung, Intensivierung, Bewässerung, neue amerikanische Reben, außerdem Ausweitung der Anbauflächen) vermehrte sich die Weinproduktion in der Folgezeit um fast 70 % und führte zur Weinabsatzkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihrer Lebensgrundlage beraubt verließen viele Bauern das Land, gingen in die Kolonien, wanderten in nahegelegene Städte ab, oder versuchten ihr Glück in den schnell wachsenden Industrieregionen des Nordens ( vor allem Paris ). Besonders ungünstige Gebirgs- oder Hügellagen wurden aufgegeben, ganze Landstriche vollständig entleert und viele Dörfer fielen wüst. Dieser Prozeß hielt bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts an.

 

3. Anbaufrüchte und Anbauphasen

Die traditionelle Landwirtschaft, die seit der Antike im mediterranen Gebiet Südfrankreichs betrieben wird, ist eine Subsistenzwirtschaft aus polykulturellem Anbau typischer Mittelmeerfrüchte, wie Wein, Oliven, Nüssen und Weizen. Stetige Bemühungen, die rentablen Weinflächen weiter auszubauen, führten erst gegen 1800 zu einem Erfolg und leiteten eine Phase intensiven Weinanbaus vor allem im Gebiet des Languedoc ein. Die Gründe dafür waren verbesserte Verkehrswege (Canal du Mide, Canal du Rhona à Sête) und der Freihandel nach der französischen Revolution. Mehrere Schädlingskrisen sowie die Nachfrage eines immer gesundheitsbewußteren Bürgertums nach Obst, leitete eine Phase des intensiven Obstanbaus ab ca. 1880 ein, die sowohl auf die geänderten Ernährungsgewohnheiten der Menschen zurückging als auch auf die Möglichkeit das Obst schnell genug zu den Verbrauchern zu transportieren. Die industrielle Revolution und die Einführung der Eisenbahn spielen hier eine große Rolle. Der Obstanbau wurde durch die Einführung von Bewässerungsverfahren möglich und in der Folgezeit weiter ausgebaut. Zu den ältesten Obstanbaugebieten gehören der Roussillon, der wegen schlechter Verkehrsverbindungen lange Zeit von dem Weinboom ausgenommen war, und das Comtat um Avignon. Schon früh konnten durch die Eindeichung der Rhône weite Sumpfgebiete trockengelegt werden, die fortan als kleinparzellierte Obstplantagen der Städte dienten. Heute werden große Teile des Rhônetales nördlich von Avignon zum Obstanbau genutzt. Weitere Anbaugebiete sind die Costières du Gard, wo seit der Fertigstellung des Canal d'Irrigation du Languedoc intensive Obst- und Gemüseanbau betrieben wird, und der Lubéron, ein ebenfalls ertragreiches Obstanbaugebiet, dessen Bewässerungsflächen durch den Canal d'Irrigation de la Provence versorgt werden.

Die Obstanbauphase, die seit ca. 1880 das mediterrane Frankreich prägt, gliederte sich aufgrund vieler Konsum- und Konkurrenzfaktoren in mehrere Perioden. Nach dem ersten Weltkrieg kam es wegen hoher Obstpreise, bedingt durch eine hohe Nachfrage nach gesundem Obst und der Fortschritte in der Schädlingsbekämpfung zu einer enormen Ausweitung der Obstanbauflächen, von der vor allem der Pfirsichanbau betroffen war. Eine zunehmend stärker werdende europäische Konkurrenz aus Italien sorgte jedoch bald zu einem Verfall der Preise bei dieser Frucht. Eine Umstellung auf den Anbau von Äpfel und Birnen nach dem Zweiten Weltkrieg schuf hier Abhilfe. Durch die mageren Kriegsjahre ergab sich eine gewaltige Nachfrage nach Obst, die das Auskommen der Landwirte bis 1975 sicherte. Zu diesem Zeitpunkt brachen die Preise unter den EG-Überschüssen abermals zusammen. Ab den 80'er Jahren wurde in Südfrankreich mit dem Anbau von Kiwis und Melonen begonnen, wie dies auch in Spanien und Norditalien der Fall war. Weiterhin wird der Anbau von Süßkirschen in der Provence betrieben, zum großen Teil zur agroindustriellen Verarbeitung. Bei diesen Anbauproduktion besteht momentan innerhalb der EG eine ausreichende Nachfrage, so daß es kaum zu Überschüssen kommt.

An der Côte d'Azur stellen außerdem die Blumenkulturen ein weiteres wichtiges landwirtschaftliches Produkt dar. Obwohl sie heute von einem zunehmenden Siedlungswachstum bedroht werden, prägen Gewächshauskulturen das Umland von Antibes und Freilandkulturen die Regionen um Tanneron und Mandelieu. In den feuchten Gebieten der Camargue spielt wegen des hohen Salzgehaltes des Bodens die Landwirtschaft eine geringere Rolle, doch wird seit den 60'er Jahren ein intensiver Reisanbau betrieben.
 

4. Gunst- und Ungunstfaktoren des Gebietes als landwirtschaftlicher Standort

4.1. Naturräumliche Faktoren

Das milde Mittelmeerklima macht den Süden Frankreichs zu einem ausgezeichneten Anbaugebiet für eine große Zahl von Früchten. Der frühe Einbruch der Vegetationsperiode stellt die ideale Voraussetzung für den Anbau z.B. von Frühgemüse dar. Die warmen Sommer garantieren eine hohe Qualität der Produkte, die in den Treibhauskulturen Nordeuropas (z.B. Holland) nur schwer erreicht wird. Der Einsatz von Bewässerung hilft dabei, wasserarme Perioden zu überbrücken und neue Gebiete zu erschließen.

Probleme wie die klimatischen Nachteile durch kalte Fallwinde aus dem Norden (Mistral) dürfen dabei nicht vernachlässigt werden. Besonders im Rhônetal sorgt ihr Auftreten immer wieder für eine Verzögerung der Reife und zur Ausblasung der Bodenkrume. Die Landwirte begegnen diesem Problem mit der Anpflanzung von Windschutzhecken.

Ein weiterer negativer Faktor ist, daß weiter südlich gelegenen europäischen Länder, wie z.B. Spanien aufgrund der noch günstigeren klimatischen Bedingungen (höhere Insolation), größere Vorteile bei der Qualität und der Geschwindigkeit des Anbaus von Obst und Gemüse haben. Den Problemen durch Sommertrockenheit wird auch dort mit Bewässerungsmaßnahmen begegnet.
 

4.2. Wirtschaftliche Faktoren

Die Verkehrslage Südfrankreichs in Europa ist denkbar günstig. Schon im 17. Jahrhundert wurde mit dem Ausbau der Verkehrsverbindungen begonnen. Der Canal du Midi verbindet den Languedoc von Cap d'Agde aus mit dem Atlantik, während ein weiterer Kanal von der Rhône bei Beacaire ausgehend die Küstenregionen des Nordlanguedoc bis Sète erschließt. Die traditionell guten Verkehrsverbindungen durch das Rhônetal wurden weiter ausgebaut und ermöglichen heute einen schnellen Transport der Anbaufrüchte in die französischen Zentren des Nordens und zu ausländischen Abnehmern, z.B. durch die Burgundische Pforte in die BRD.

Aufgrund der günstigen Transportpreise und immer perfekteren Kühltechniken ist die Bedeutung der Marktnähe bei landwirtschaftlichen Produkten jedoch rückläufig. Wenn seine Produktionskosten nur etwas geringer sind, kann ein spanischer Landwirt seine Früchte genauso günstig und im gleichen Zustand überall in Europa anbieten wie ein französischer Landwirt. Teilweise lohnt sich sogar ein Flugzeugtransport hochwertiger Produkte wie z.B. Zitrusfrüchte von den Canarischen Inseln.

 Ein Problem, das in der Nähe zu Mitteleuropa begründet ist, sind auch die hohen Lohnkosten im landwirtschaftlichen Bereich, die seit den 60'er Jahren drastisch gestiegen sind. Regionen mit niedrigerem Lohnniveau, wie Spanien, Griechenland und z.T. Italien, stellen, begünstigt durch den freien EG-Handel, eine ernste Konkurrenz für die südfranzösische Landwirtschaft dar.

 

5. Strukurelle Probleme der südfranzösischen Landwirtschaft

Eines der größten Probleme für eine Intensivierung der Landwirtschaft und damit eine Anpassung an die Anforderungen eines Weltmarktes stellen die vielen Kleinstbetriebe in Südfrankreich dar, die für eine starke Zersplitterung der Flur sorgen.

 Gründe für die geringe Größe der Betriebe (meist unter 5 ha) liegen maßgeblich im unter Napoleon eingeführten Realteilungsrecht, das im Erbfall die gleichmäßige Aufteilung des Besitzes unter den Erben vorsah. Ein Grund für die Beibehaltung des meist unrentabel geführten Kleinbesitzes findet sich im metayage-Pachtsystem Südfrankreichs. Dies ähnelt der mittelitalienischen Mezzadria, wobei Land-besitzer und Pächter sämtliche Auslagen entweder teilen und entsprechend jeder die Hälfte der Ernte erhält oder, was weiter verbreitet ist, der Pächter übernimmt alle Kosten bis auf Dünger und Insektizide bzw. Pestizide, die je zur Hälfte getragen werden, erhält aber auch 2/3 der Ernte[2]. Dieses System degradierte die Kleinbetriebe zu Nebenerwerbsbetrieben der städtischen Eigentümer, die durch die Pacht selbst im Krisenfalle keinerlei Einbußen erleiden. Natürlich dienen auch ohne Pacht viele Betriebe nur dem Nebenerwerb, solange die Bepflanzung von Wein oder Sonderkulturen die Anwesenheit des Besitzers nicht ständig erfordert, mit ein Grund, warum viele Nebenerwerbsbauern hartnäckig an ihrem Besitz festhalten, was Versuche zu Bodenreformen erschwert.

Die neben den Kleinbetrieben verbreiteten Großbetriebe haben unterschiedliche Entstehungsursachen. Zum einen sind sie Familienbesitze, die aus dem Mittelalter in die Neuzeit herübergerettet wurden, oder sie entstanden in den zweiten Hälfte des 19.Jhdts., als durch Rebkrankheiten und Weinabsatzkrisen vielen Kleinbauern ihre Existenzgrundlage entzogen wurde und investitionsfreudige Städter die Betriebe aufkauften. Merkmale dieser Großbetriebe sind eine starke Parzellierung, eine extensive Nutzung und eine Abwesenheit der Besitzer. Angebaut wurden Sonderkulturen (Obst, Gemüse), meist wurden Flächen als Winterweiden für die Transhumanz zur Verfügung gestellt.
 

6. Maßnahmen zum agrarwirtschaftlichen Ausbau in Südfrankreich

Seit den 50er Jahren wurden zahlreiche Innovationen unternommen, um strukturelle, wirtschaftliche und naturräumliche Disparitäten aus der Welt zu schaffen. Es handelt sich dabei um Maßnahmen zur Bewässerung, Trockenlegung von Sumpfland und Rekultivierung von Ödlandflächen, also Erweiterung der LNF, sowie Flurbereinigungsprojekte.
 

6.1. Bewässerungsmaßnahmen

Maßnahmen, die klimatischen Ungunstfaktoren durch technischen Aufwand zu kompensieren, gab es bereits in der Antike unter den Römern, die mittels Aquädukte Wasser für Bewässerungszwecke heranschafften. Auch aus dem 16. Jhdt. sind noch Reste von Bewässerungsanlagen vorhanden, die die Probleme allerdings nie zufriedenstellend lösen konnten. Ab Mitte des 19. Jhdts. legte A. Dumont mehrere Projekte zum Bau eines Kanals von der Rhône bis in den Niederlanguedoc vor.[3] Eines davon sollte der Reblauskrise entgegenwirken, indem man versuchte, die Rebanlagen während der Wintermonate zu fluten. Alle Ideen Dumonts scheiterten jedoch an politischen Zwängen oder der Konkurrenz anderer Ingenieure, die Reblauskrise wurde indes ohne den Kanal bewältigt. Mit den beiden Weltkriegen verschwanden alle Pläne in der Schublade, erst nach Ende des WK II, als die strukturellen Probleme bedingt durch Weinmonokulturen und Absatzschwierigkeiten des Weins in der Landwirtschaft sichtbar wurden, holte man die Bewässerungspläne, in Erwartung, eine polykulturelle Landwirtschaft aufbauen zu können, wieder heraus. Nach verschiedenen Plänen und Maßnahmen wurde 1955 die Compagnie Nationale d'Aménagement du Bas-Rhône et du Languedoc (CNABRL) ins Leben gerufen, die mit einigen Kompetenzen von gesetzlicher Seite versorgt worden war. (In der Provence gründete man zu diesem Zweck die Societé du Canal de Provence). Ziel der Compagnie war es, in den départements Gard, l'Aude, l'Herault und Pyrenées-Orientales eine LNF von über 250000 ha zu bewässern. Es sollte ein Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung durch Bewässerung, landwirtschaftliches Management und Produktionsorganisation erbracht werden. Ziel war eine Despezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion von der Monokultur Wein auf Polykulturen mit Obst und Gemüse.[4]

Verwirklicht wurden zwei Projekte. Das erstere bestand im Bau des Canal d'Irrigation du Languedoc, der im östlichen Languedoc rd. 120000ha Küstenbereich zwischen Beaucaire im Rhônetal und Montpellier mit Wasser versorgt. Letzteres wird über ein Kanalnetz in Hochbehälter verteilt, über die dann Sprinkleranlagen angeschlossen sind.[5]

 Der westliche Teil der Region konnte aus technischen Gründen nicht auch über einen Rhônekanal bewässert werden, sondern wird nun über ein System von Stausperren, die in den Flüssen des Gebirge angelegt wurden, wie z.B. im Salagou, einem Nebenfluß des l'Herault, oder im Orbtal, versorgt (rd. 110000ha). Ein Nebeneffekt dieser Sperren ist eine Kanalisierung der Überschwemmungsgefahr in der Regenzeit, sowie eine ausreichende Nutzung der Niederschläge dort, wo sie gebraucht werden. Insgesamt plant die CNABRL eine Ausweitung der Bewässerung in den Minervois, Lauragais und in den Roussillon auf rd. 400000ha bewässerte LNF.

 Die Bewässerung der Region Provence Côte d'Azur wird seit seiner Fertigstellung in den 60'er Jahren durch den Canal d'Irrigation de la Provence sichergestellt, der sein Wasser aus dem Stausee von Serre-Poncon östlich von Gap (900 Mio m3) und dem Lac de Ste-Croix am Ausgang des Verdon (300 Mio m3) bezieht.[6]

Die allgemeine Abnahme der bewässerten Flächen in den letzten Jahren ist vor allem darauf zurückzuführen, daß diese den Siedlungsflächen nahegelegener Orte weichen mußten. Bestrebungen die bewässerten Flächen wieder auszuweiten, entspringen sowohl dem Versuch dies zu kompensieren, als auch Bemühungen, der spanischen und italienischen Konkurrenz durch eine Intensivierung des Anbaus entgegenzutreten.
 

6.2. Trockenlegung von Sumpfland und Rekultivierung von Ödlandflächen

Die Trockenlegung von Sumpfgebieten im Bereich der Rhônemündung wurde nach dem Untergang des Römischen Reichs erst wieder im 10. Jhdt. durchgeführt, um LNF und Geld zu gewinnen. Doch erst im 17. Jhdt. wurden mit der Hilfe von Flamen und Holländern größere Erfolge verbucht. Bis ins 19. Jhdt. wurden Versuche unternommen, die entweder fehlschlugen oder aus politischen Gründen behindert wurden, erst Ende des letzten Jahrhunderts mit der Reblauskrise wurde das Thema wieder aktuell. Die wichtigsten Erfolge in der Trockenlegung betrafen damals die Camargue, die ihren Ruf als Malariagebiet bald verlor. Insgesamt wurden viele Versuche zur Entwässerung unternommen (l'étang de Marseillette im dep. l'Aude in den 60er Jahren oder der marais de la Souteyranne im dep. Gard), ohne jedoch jemals viel erreicht zu haben. Heute ist der materielle und finanzielle Aufwand zu groß, um eine geeignete Kosten-Nutzen-Rechnung zu erreichen, weshalb die Seen nur noch für touristische Zwecke erschlossen werden.

Ebenso wie die Trockenlegung von Sumpfland wurde die Rekultivierung von Ödlandflächen bereits einige Jahrhunderte lang betrieben bzw. versucht. Gründe für die weite Verbreitung von Ödland- bzw. extensiv genutzten Flächen sind zum einen die transhumante Schafzucht, die über den Winter im Niederlanguedoc, also in der Küstenebene, Weidegebiete brauchte, die von den Großgrundbesitzern zur Verfügung gestellt werden konnten. Zum anderen stellten Olivenbaumkulturen jahrhundertelang neben dem Weinbau die wichtigste Einnahmequelle dar, weshalb der Anbau, ebenso wie Neuanpflanzungen und Rodungen strengen Bestimmungen unterlagen. Besonders im Bereich der garrigue wurde so die LNF bedeutend ausgeweitet.

Bei der Rekultivierung muß z.T. ein hoher Aufwand getätigt werden, der sich im Weinbau in den garrigues nur bei Qualitätsweinen bzw. -Lagen rechtfertigen läßt, eher denkt man an Wiederaufforstungen. Probleme bei der Rekultivierung sind immer wieder ungewisse Besitzverhältnisse bei zersplitterten Parzellierungen, Desinteresse der Besitzer oder mangelnde Bewässerungs-möglichkeiten in Hinsicht auf eine Intensivierung.

 

6.3. Flubereinigungsmaßnahmen

Nach der großangelegten Bewässerung des Landes Anfang der 60er hatten sich die Voraussetzungen für die Landwirtschaft wieder verbessert und man versuchte durch Flurbereinigungen (remembrement) die Betriebe zu besserer Rentabilität zu führen. Doch das Desinteresse der Nebenerwerbslandwirte, die meist Sonderkulturen anbauten, sowie die schwierige Frage der Exposition und der Bodenqualität führten zu keinem nennenswerten Erfolg. Viele Winzer scheuten auch eine Umstellung auf neue Qualitätsrebsorten, da diese ein Aussetzen der Produktion und der Gewinne auf rd. drei Jahre hinaus impliziert, bis erste Früchte geerntet werden können. Die Schaffung von regionalen Organisationen wie der Société d'Aménagement Foncier et d'Etablissement Rural (SAFER) durch das Landwirtschaftsgesetz des Jahres 1960 sollte den speziellen Schwierigkeiten in den Weinbau- und Sonderkulturgebieten gerecht werden. Ebenso spielen Privatinitiativen wie die Groupement Agricole d'Exploitation en Commun (GAEC), die durch betriebliche Zusammenarbeit eine rationellere Betriebsführung ermöglichen soll, eine große Rolle. Die Coopérative d'Utilisation de materiel agricole (UMA) ist als Maschinenkooperative vor allem in West- und Südwestfrankreich stark verbreitet. Die zu Beginn des 20. Jahrhundert gegründeten Winzergenossenschaften wurden und werden aber mehr und mehr zu einem Hemmnis einer Weiterentwicklung, da sie in Technik und Kapazität nicht weiterentwickelt werden.[7] Sie erhalten meist nur Kleinwinzer am Leben, während die Betriebe der repatriierten Kolonialfranzosen ihnen meist technisch überlegen sind. Des weiteren stellen sich gerade kleinere Kooperativen mit wenigen Mitgliedern gegen die EG-Politik der Rebflächenstillegung, die sie in ihrer Existenz bedroht, wenn viele Mitglieder auf die Prämien zurückgreifen[8].

Die Rekultivierungsbemühungen des französischen Staates verlagerten sich bald auf das mühsame Aufkaufen kleiner Parzellen, um zusammenhängende sanierungsfähige Areale zu schaffen. Z.B. dauerte es über 10 Jahre, bis im Gebiet der Costières du Gard, südlich von Nimes mit der Produktion auf den rekultivierten Arealen begonnen werden konnte.[9] Bei den Domänen städtischer Großgrundbesitzer, die ihr Land nur sehr extensiv oder gar nicht nutzten war dieser Prozeß bedeutend einfacher. Die Gebiete wurden in Einheiten von ca. 20 - 25 ha aufgeteilt, erschlossen und verkauft. Viele Kolonialfranzosen,

die nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 geflohen waren, fanden so ein neues Auskommen. Dadurch ergaben sich bald große soziale Spannungen mit der ursprünglichen Landbevölkerung, da die Neuankömmlinge entweder Investitionskapital besaßen oder günstige Kredite aufnehmen konnten und so bald eine sehr starke Marktstellung erlangten.

Die steigende Zahl der Betriebe mit mittleren und großen Betriebsgrößen konnte sich die Konkurrenzfähigkeit durch intensiven Maschineneinsatz erhalten. Zudem werden größere Betriebe durch die EG-Subventionspolitik bevorzugt. Die Großgrundbesitzerschicht, die vor allem im Norden Frankreichs die Agrargesellschaft prägt, gewann im Süden zunehmend an Bedeutung. Heute gehören die großen Domänen zum charakteristischen Element der mediterranen Agrarlandschaft.
 

Regionale Unterschiede in der Betriebsgrößenstruktur Frankreichs 1975
Programmregion  < 5 ha  5-10 ha  10-20 ha  20-50 ha  50-100 ha  > 100 ha 
Languedoc-Roussillon  54,2 %  15,8 %  15,5 %  9,3 %  3,8 %  1,4 % 
Provence-Côte d'Azur  62,3 %  13,9 %  12,2 %  8,1 %  2,3 %  1,2 % 
Frankreich  30,3 %  13,2 %  20,2 %  26,1 %  7,9 %  2,3 % 
Quelle: INSEE, 1977
 

Nutzflächenanteile der Betriebsgrößenklassen 1975
Programmregion  < 5 ha  5-10 ha  10-20 ha  20-50 ha  50-100 ha  > 100 ha 
Languedoc-Roussillon  6,3 %  8,8 %  16,7 %  22,8 %  20,0 %  25,4 % 
Provence-Côte d'Azur  8,8 %  9,5 %  16,3 %  24,3 %  16,8 %  24,3 % 
Frankreich  2,4 %  4,6 %  13,7 %  37,5 %  24,6 %  17,2 % 
Quelle: INSEE, 1977
 

In jüngster Zeit wirkt der Landflucht der jungen Leute eine beträchtliche Zuwanderung von Rentnern und Ausländern entgegen, die dieses Gebiet als Alters- bzw. Ferienwohnsitz gebrauchen.[10] Schon 1980 machten die Zweitwohnsitze 47 % der gesamten bewohnten Grundstücke aus. Die dort ehemals betriebene Landwirtschaft wird meistens aufgegeben. Da die jungen Leute im sekundären oder tertiären Sektor der Städte mehr verdienen konnten, kam es zu einer Überalterung der ländlichen Einwohner, was diese zwang, mit dem Verkauf ihrer Ländereien ihren Lebensabend zu sichern.

 

7. Der Weinbau am Beispiel des Languedoc-Roussillon

Den Grundstein für den Weinbau in dieser Region legten die Griechen im 6. vorchristlichen Jahrhundert und machten Marseille zu einem großen Umschlagplatz für den Weinhandel, der zu römischer Zeit noch ausgebaut wurde. Im Mittelalter ist die Ausweitung der Weinbaugebiete vor allem den Klöstern zu verdanken, die im 10. bis 12. Jahrhundert den Weinhandel um Narbonne, Béziers und Montpellier konzentrierten. Bis ins 17. Jahrhundert hinein verhinderten allerdings die schlechte Verkehrsinfrastruktur eine weitere Verbreitung der Weinrebe im Languedoc. Das Problem konnte aber 1681 mit der Eröffnung des Canal du Midi und später mit dem Kanal von Sète nach Aigues-Mortes gelöst werden. Beide Verkehrswege ermöglichten eine Aktivierung des Handels und die Belieferung weit entfernter Absatzzentren. Schon 1731 führte der Weinbauboom zu einer deutlichen Überproduktion, die trotz staatlicher Interventionsversuche nicht verhindert werden konnte. Der Freihandel im Zuge der französischen Revolution führte zum einen zu großen Pflanzenfett-, Getreide- und Wollimporten aus dem Norden des Landes, welche den einheimischen Olivenanbau und die Schafzucht in eine Krise stürzten. Zum anderen war es jetzt möglich, den Wein auch in den nordfranzösischen Städten zu verkaufen. Diese beiden Entwicklungen führten zu einer weiteren Verstärkung des Weinanbaus und seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts zur Entwicklung der Weinmonokultur im Niederlanguedoc. Der Ausbruch schwerer Rebkrankheiten, dem Mehltau (Oidium-Krise 1850) und der Reblaus (Phylloxera-Krise 1865 + 1885), führten zu einem fast völligen Ruin des Weinanbaus. Vor allem kleinere Winzer wurden durch die Vernichtung der Reben zur Betriebsaufgabe und Abwanderung gezwungen. Die Erneuerung der Bestände mit amerikanischen Rebunterlangen und die aufwendigen Pflanzenschutzaktionen führten bald wieder zu einer Erholung des Marktes. Die Weinproduktion erhöhte sich in der Folgezeit um fast 70 % und führte zu einer Weinabsatzkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Z.B fiel der Weinpreis im Languedoc von 17,5 FF/hl (1890) zwischen 1905 und 1909 auf 7,5 FF/hl ab.[11]

Die Weinanbaugebiete des Languedoc nehmen heute einen großen Teil des Gebietes ein. Zwischen Perpignan und Montpellier bedecken sie fast die ganze Küstenebene und die dahiner liegenden Costières. Neben den heute noch zahlreich vorhandenen Nebenerwerbswinzern betreiben heute im Languedoc auch Großgrundbesitzer und Konzerne einen intensiven Weinbau. Da der Weinbau sich meist auf Massenweine beschränkte (heute noch ca. 50 %), führte die Öffnung des Marktes für billige ausländische Weinimporte im Zuge des EG-Marktes zu einer Absatzkrise.[12] Um den Überschüssen auf dem Weinmarkt insgesamt entgegenzuwirken verfolgt die EG im Languedoc eine Politik mit zwei Möglichkeiten für die Betroffenen: die erste Möglichkeit besteht in der Zahlung von Stillegungsprämien (prime d'arrachage) für die temporäre oder permanente Aufgabe der Rebflächen[13].

Die Alternative dazu besteht in der Qualitätsverbesserung durch Umstellung alter Rebsorten auf neue, Qualitätsreben, wie Carignan, Ugni Blanc, Grenache Noir, Aramon, Cinsaut, Merlot oder Gamany[14]. Umgestellt wird im wesentlichen auf VAOC- (Vins d'Appellation d'Origine Controlée), V.D.Q.S.- (Vins de Qualité supérieure) oder V.Q.P.R.D.- Weine (Vins de Qualité produits dans des Régions Délimités) (siehe Karte unten). Die Qualitätsschiene bedingt dabei eine Spezialisierung der Betriebe, d.h. polykulturelle Eigenversorger werden immer seltener. Trotz der Ausrichtung auf eine marktorientierte Weinbaugesellschaft halten viele Kleinbauern an traditionellen Strukturen fest, wie z.B. der Widerstand gegen die Flurbereinigung zeigt.
 

8. Der Reisanbau in der Camargue

Seit den Trockenlegungen im Bereich der Camargue im 19. Jahrhundert wurde auch in diesem Gebiet die Landwirt-schaft ausgeweitet. Wegen der hohen Feuchtigkeit im Rhône-delta erwies sich Reis wegen seines hohen Feuchtigkeits-bedarfes als das geeignetste Anbauprodukt. Ein intensiver Anbau lohnte sich jedoch bis nach dem Zweiten Weltkrieg nicht, da in den französischen Kolonien in Südostasien (Indochina) weitaus billiger produziert werden konnte. Der Ausbau der Anbauflächen nach dem Verlust der Kolonien, war aber schon in den Jahren zuvor betrieben worden, um eine gewisse Unabhängigkeit von ausländischen Lieferungen zu erringen. In den folgenden Jahren boomte der Reisanbau und erreichte im Jahre 1961 sein Maximum (siehe Tab. unten (33000 ha Anbaufläche))[15]. Die Rentabilität der Betriebe war allerdings nur durch Monokulturen zu gewährleisten, so daß bereits 1951, 12 Großgrundbesitzer das Monopol über 60 % der bewässerten Fläche besaßen.[16] In den folgenden Jahren war ein Rückgang zu verzeichnen, da die Landwirte mit der starken Konkurrenz auf dem Weltmarkt zu kämpfen hatten. Hohe Lohn- und Mechanisierungskosten verhinderten weitgehend eine moderne Umstellung auf einen rationellen und mechanisierten Anbau.

 

9. Der Obstanbau am Beispiel des Lubéron

Der Gebirgszug des Lubéron erstreckt sich auf einer Länge von 55km in westöstlicher Richtung von Cavaillon bis Manosque. Auf dem Kalkstein entwickelten sich rotbraune, mediterrane Böden, die ein schlechtes Wasserspeichervermögen aufweisen. Auf den Gebirgsrücken, die durch Abholzung entblößt wurden dominiert heute die Garrigue. In den angrenzenden Hang- und Talbereichen des Gebirges stellt die Landwirtschaft die größte Einnahmequelle der Bevölkerung dar. Bis zum Jahre 1860 dominierte in diesem Gebiet eine polykulturelle Subsistenzwirtschaft, die entlang der Berghänge betrieben wurde. In der Folgezeit erfolgte eine zunehmende Verlagerung der Landwirtschaft in die Ebenen, wo bald mit kleinen Bewässerungsversuchen begonnen wurde. Eine einschneidende Veränderung ergab sich erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Städte, für eine verstärkte Mechanisierung der Landwirtschaft sorgte. Die Aufgabe von kleinerer Betriebe nutzten andere zur Betriebsvergrößerung und Spezialisierung auf Weingärten und Obstplantagen, die bald wieder auf die Hangregionen des Gebirges ausgedehnt wurden. Die Tendenz zur Entstehung von größeren und überlebensfähigeren Betrieben hält bis heute an. Die Weingebiete unterliegen einem starken Konkurrenzkampf in der EG und lassen deshalb eine zunehmende Spezialisierung auf Qualitätsweine (Rotwein) erkennen, welche die Qualitätsbezeichnung VAOC (Vin d'Appellation d'Origine Controlée) tragen dürfen.[17] Bei dem Vertrieb des Weines, aber auch bei seiner zum Teil maschinellen Bearbeitung spielen die Kooperativen eine bedeutende Rolle, ohne die viele kleine Winzer nicht überleben könnten.

Der Anbau von Kirschen hat mit 59,2 % der Obstanbaufläche im Lubéron eine bedeutende Stellung. Im gesamten Département Vaucluse stehen 38 % aller Kirschbaumplantagen Frankreichs.[18] Die angebauten Süßkirschen gehören zu den wenigen Früchten, die im umkämpften EG-Mark noch rentabel abgesetzt werden können. Allerdings scheiterten Bemühungen, die Anbauflächen auszudehnen an der italienischen und griechischen Konkurrenz. Wegen der sehr arbeitsintensiven Ernte und den beträchtlichen Lohnkosten, nimmt der Anteil der Kirschbaumplantagen in den einzelnen Betrieben jedoch nur einen kleinen Teil ein. Von den vorhandenen ca. 2000 ha Plantagen, werden 60 % als Tafelkirschen und 40 % als Industriekirschen, bei denen z.T. maschinell geerntet wird, verkauft.[19] Auch hier wird der Verkauf hauptsächlich durch eine Kooperative geleitet. Das Gros der wegen ihrer frühen Ernte beliebten Tafelkirschen wird über nationale Großmärkte vertrieben, doch gelangen noch ca. 26 % davon in die BRD.

In den landwirtschaftlich genutzten Regionen des Lubéron wird von der Möglichkeit der künstlichen Bewässerung reger Gebrauch gemacht, da ohne sie bei Obstbaumplantagen und Gemüsekulturen Mißernten nicht auszuschließen sind. Das benötigte Wasser kommt aus dem Stausee von Serre-Poncon in den Seealpen, von wo es über den Kanal der französischen Elektirizitätswerke (E.D.F.) oberhalb des alten Durance Bettes in die Region geleitet wird.

 

10. Transhumanz

Die transhumante Viehhaltung, bei der die Herden (meist Schafe) zwischen Sommer (Gebirgs)- und Winterweiden (Küste) wechseln, ist im Bereich des mediterranen Frankreich weit verbreitet. Voraussetzung ist hier der räumliche Gegensatz zwischen Gebirge und Küstenebene mit einem deutlichen klimatischen Gegensatz.[20] Hauptverbreitungsgebiete der Transhumanz sind das Massif Central mit Niederlanguedoc und die Seealpen mit Camargue und Crau. Im Languedoc haben die Herden ihre Sommerweidegebiete in den Cevennen, den Causses, dem Montagne Noire und den Pyrenäen. In der Provence liegen diese Weidegebiete nicht nur weit in den Seealpen verstreut, sondern auch im Luberongebirge und dem Vercor Massiv. Da außer der Camargue und der Crau nur wenig ausgedehnte Küstenebenen als Sommerweideflächen zur Verfügung stehen, werden in der Provence auch Flußtäler wie das der Durance genutzt. Die seit dem Jahre 1878 praktizierte Verschickung der Herden in Zügen sowie die Möglichkeit eines LKW-Transportes erweiterten die Verbreitungsgebiete der Transhumanz beträchtlich. Im 19. Jahrhundert kam es vor allem im Languedoc wegen der schon zuvor angesprochenen Landwirtschaftskrisen zu einer Freisetzung großer Agrarflächen zugunsten der Viehaltung. Während die Transhumanz in den Alpen und den Pyrenäen aber nach wie vor einen landwirtschaftlichen Faktor darstellt, ist sie im Languedoc aufgrund von Rekultivierungsmaßnahmen in den Winterweidegebieten auf dem Rückzug.

Die transhumante Viehhaltung dient vor allem der Gewinnung von Schafwolle, aber auch von Fleisch und Milch. Trotz des Aufwandes veterinärmedizinischer Betreuung der Tiere und dem Zukauf von Futter, ist das Geschäft durch den Preis von ca. 10,- DM/kg Lamm noch rentabel.[21] Die Produktion verschiedener Käsespezialitäten schafft den Landwirten außerdem eine Marktnische, die zwar nicht einen übermäßigen Gewinn verspricht, aber dennoch eine Absatzsicherheit garantiert. Dies gilt vor allem bei transhumanter Ziegenhaltung, die einzig und allein der Käseherstellung dient.[22]
 

11. Quellen und Literatur

BRUN, ANDRÉ u.a., Le grand atlas de la France rurale, Paris 1989.

CARRÈRE, PAUL / RAYMOND DUGRAND, La Région Méditerranéenne, Paris 1960.

DE JOUVENCEL, T. u.a., La France et ses régions, Paris 1990.

DURBIANO, CLAUDINE / ANDRé DE RéPARAZ, Wein und Weinbau in Frankreich, in: Geographische Rundschau 39 (1987) H. 12, S. 689 - 699.

DE ROO, PRISCILLA, u.a., Atlas de l'aménagement du territoire, Paris 1988.

JONES, ALUN, Reform of the European Community's Table Wine Sector: Agricultural Despecialisation in the Languedoc, in: Geography 1989, S. 29 - 37.

MEIER , JöRG U.A., Frankreich - Ein regionalgeographischer Überblick, Darmstadt 1990.

MÜLLER, JÖRG (HRSG.), Die Provence. Aspekte kulturlandschaftlicher Veränderungen, in: Beiträge und Materialien zur Regionalen Geographie, H. 5, Berlin 1991.

MÜNCHOW, SABINE, Strukturprobleme Südfrankreichs, in : Geographische Rundschau 32 (1980) H. 10, S. 453 - 458.

PLETSCH, ALFRED, Frankreich, 2. korrigierte Auflage, Stuttgart 1981.

PLETSCH, ALFRED, Die Landwirtschaft im mediterranen Frankreich - Strukturwandel und Probleme, in : Studien zur internationalen Schulbuchforschung, Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts, Bd. 41.

PLETSCH, ALFRED, Moderne Wandlungen der Landwirtschaft im Languedoc, in: Marburger Geographische Schriften, Heft 70, Marburg/Lahn 1976.

PLETSCH, ALFRED, Südfrankreich - wirtschaftlicher Schwerpunkt oder Problemgebiet der EG ?, in : Geographische Rundschau 34 (1982) H. 4., S.145 - 152.

VERLAQUE, CHRISTIAN, Le Languedoc-Roussillon, Paris 1987


Anmerkungen:

[1] Christian Verlaque, Le Languedoc-Roussillon, Paris 1987, S. 17 ff

[2] Alfred Pletsch, Moderne Wandlungen der Landwirtschaft im Languedoc, in: Marburger Geographische Schriften, Heft 70, Marburg/Lahn 1976, S. 33.

[3] Pletsch, Moderne Wandlungen, S. 33.

[4] Alun Jones,Reform of the European Community's Table Wine Sector: Agricultural Despecialisation in the Languedoc, in: Geography 1989, S. 32.

[5] Pletsch, Moderne Wandlungen, S. 81.

[6] Alfred Pletsch, Südfrankreich - wirtschaftlicher Schwerpunkt oder Problemgebiet der EG ?, in: Geographische Rundschau 34 (1982), H. 4, S. 145 - 153.

[7] Alfred Pletsch, Frankreich, Stuttgart 1981, S. 180.

[8] Jones, S. 35.

[9] Alfred Pletsch, Die Landwirtschaft im mediterranen Frankreich - Strukturwandel und Probleme, in : Studien zur internationalen Schulbuchforschung, Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts, Bd. 41, S. 139.

[10] Le Grand Atlas de la France Rurale, S. 164.

[11]Pletsch, Frankreich, S. 124.

[12] Konrad Jörg Müller, Struktur und regionale Differenzierung der Landwirtschft im Lubéron, in: Konrad Jörg Meier u.a., Frankreich - Ein regionalgeographischer Überblick, Darmstadt 1990.

[13] Jones, Reform, S. 34.

[14] Claudine Durbiano, André de Réparaz, Wein und Weinbau in Frankreich, in: Geographische Rundschau 39 (1987) H. 12, S. 690.

[15] Pletsch, Frankreich, S. 192.

[16] Sabine Münchow, Strukturprobleme Südfrankreichs, in : Geographische Rundschau 32 (1980) H. 10, S. 457.

[17] Müller, Frankreich, Lubéron, S. 41.

[18] ebd., S. 42.

[19] ebd., S. 47.

[20] Pletsch, Frankreich, S. 175.

[21] Müller, Frankreich, Lubéron, S. 65.

[22] ebd.


Diese Arbeit wurde angefertigt im Sommersemester 1993
zusammen mit Jörg Georgi.
Institut für Kulturgeographie der Universität Freiburg
Regionales Proseminar Mittelmeerländer
Dozent : P.D. Thomas Krings

© Stefan Mannes. mannes@ruf.uni-freiburg.de